Dreister Rentner: Mit 1-Million-Dollar-Blüte zur Bank Von Harald Schmidt, dpa

17.01.2011 14:58

In Deutschland sind wieder mehr Blüten im Umlauf. 60 000 gefälschte
Noten hat die Bundesbank 2010 aus dem Verkehr gezogen. Nicht immer
sind die Betrüger so dreist wie der Rentner aus Ratingen, der seiner
Sparkasse eine 1-Million-Dollar-Blüte unterjubeln wollte.

Frankfurt/Main (dpa) - Ganz schön unverfroren: Ein Rentner aus
Ratingen hat versucht, seiner Hausbank eine 1-Million-Dollar-Note
unterzujubeln. Der Umtausch in Euro platzte natürlich, aber nicht
immer ist es für Bankangestellte oder Verkäufer an der Kasse so
leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen. Denn meist sind kriminelle
Fälscherbanden am Werk, deren Blüten zumindest einem oberflächlichen

Blick standhalten. «Einer echten Prüfung halten sie aber nicht
stand», weiß Helmut Rittgen, Leiter des Zentralbereichs Bargeld bei
der Deutschen Bundesbank.

Auch der dreiste Rentner, dessen als Scherzartikel gedruckter
Millionen-Dollar-Schein sogar mit der englischen Aufschrift «Kein
Zahlungsmittel» leicht als Schwindel erkennbar war, machte sich
strafbar. Er wurde vom Landgericht Düsseldorf zu sechs Monaten auf
Bewährung verurteilt. Der Mann hatte angegeben, er habe die Note in
Deutschland nur auf Echtheit prüfen wollen. Mit dieser Darstellung
kam er vor Gericht nicht durch. Rittgen betont: «Ob ein
Falschgelddelikt vorliegt, hängt von der Tat ab, nicht von der
Blüte.» Der betrügerische Vorsatz sei strafbar.

Rund 60 000 falsche Euro-Noten hat die Bundesbank 2010 registriert
- so viele wie seit 2005 nicht und 14 Prozent mehr als im Vorjahr.
«Der Anstieg der falschen Euro-Banknoten ist unerfreulich.
Deutschland steht aber im europäischen Vergleich nach wie vor gut
da», betonte Rittgen.

Denn hierzulande entfallen jährlich rein rechnerisch sieben
falsche Banknoten auf 10 000 Einwohner, im Euroraum insgesamt sind
es 23. Denn die Fälscherbanden versuchten, ihr Geld dort unters Volk
zu bringen, wo es am Leichtesten ist, erklärt Rittgen: «In
Deutschland ist der Handel sehr aufmerksam und das Geld kommt
häufiger zurück zu den Kontrollstellen.»

Der Handel sei als Barriere wichtig, weil die Kriminellen dort
ihre Blüten loszuwerden versuchen: Sie kaufen etwas, und sacken zudem
echtes Wechselgeld ein. «Für Normalverbraucher ist die Gefahr sehr
gering, an Falschgeld zu kommen», sagt Rittgen.

Die Notenbank klärt Händler und Bankangestellte daher regelmäßig

in Schulungen auf, wie Fälschungen schnell erkannt werden können.
Denn im Alltagsstress sei es auch für geschultes Personal manchmal
schwer, Blüten zu erkennen, sagt Rainer Elm, Leiter des Nationalen
Analysezentrums bei der Bundesbank. Allerdings sei der Handel an den
Kassen mit immer mehr Prüfgeräten ausgestattet.

Das Interesse des Einzelhandels an den Schulungen liegt auf der
Hand: Für Falschgeld gibt es keinen Ersatz. Wer eine Blüte zu spät
bemerkt, steht mit leeren Händen da. Im vergangenen Jahr entstand so
ein Schaden von 3,4 Millionen Euro, vor allem im Handel. Allerdings
sei der Schaden durch Kartenbetrug oder Diebstahl in der Branche viel
höher, betont Elm.

Immer wieder gehen der Polizei ganze Banden ins Netz. Etwa im
Dezember in Schweinfurt, wo das Bayerische Landeskriminalamt 300 000
Euro Falschgeld sicherstellte und sechs Männer festnahm. Die
mutmaßlichen Falschgeldhändler stammen aus Kamerun, Aserbaidschan und
Bulgarien. Sie sollen die Euro-Blüten aus Bulgarien nach Deutschland
gebracht und versucht haben, gefälschte 200 Euro-Banknoten in Umlauf
zu bringen. Der Ort der Quelle passt ins Bild: Als Hochburgen für
Fälscherringe gelten vor allem Länder in Ost- und Südeuropa.

Dass das Falschgeldaufkommen 2010 anstieg, beunruhigt die
Bundesbank nicht. «Die Fälscher haben kaum etwas dazugelernt», betont

Rittgen. Die Fälschungen seien bestenfalls befriedigend. Und wenn die
Gefahr einer «perfekten» Blüte eines Tages zu groß werden sollte, i
st
vorgesorgt: Die Währungshüter arbeiten längst an einer neuen
Generation der Euro-Note mit noch besseren Sicherheitsmerkmalen.

# dpa-Notizblock

## Internet
- [Mitteilung Bundesbank](http://dpaq.de/dcKjg)
- [Sicherheitsmerkmale der Euroscheine](http://dpaq.de/2f6h2)
- [Bundesbank informiert über Falschgeld](http://dpaq.de/WlAy5)

## Orte
- [Bundesbank](Wilhelm-Epstein-Straße 14, 60431 Frankfurt am Main)
- [EZB](Kaiserstraße 29, 60311 Frankfurt am Main)