«Guardian»: Westen wusste von Thacis Mafiakontakten

25.01.2011 10:55

   London (dpa) - Der Westen hat schon seit mindestens 2004 von
angeblichen Verstrickungen des Kosovo-Premierministers Hashim Thaci
in die Organisierte Kriminalität gewusst. Das belegen Unterlagen der
Nato, die der britischen Zeitung «The Guardian» zugespielt wurden.
Die Papiere tragen den Stempel der Nato-Kosovo-Schutztruppe KFOR und
sind als «geheim» eingestuft, berichtet der «Guardian» in seiner
Dienstagsausgabe. Sie datieren aus der Zeit um 2004. Bis zur
offiziellen Erklärung der Unabhängigkeit von Serbien 2008 war das
Kosovo Nato-Protektorat.

   Der Europarat in Straßburg wollte sich am Dienstag mit dem Fall

beschäftigen. Bereits im vergangenen Dezember hatte der Schweizer
Parlamentarier Dick Marty einen Bericht vorgelegt, wonach Thaci in
den organisierten Handel mit menschlichen Organen verwickelt sein
soll.

   Der Enthüllung des «Guardian» zufolge, ist Thaci Teil eines

kriminellen Triumvirats im Kosovo dessen eigentlicher Kopf Xhavit
Haliti ist. Haliti fungiert offiziell als Berater Thacis. Eigentlich
ist er aber - dem vertraulichen Material zufolge, zu dem mehrere
westliche Geheimdienste beigetragen haben - Boss eines mafiösen
Verbrecherkartells.

   Er soll von einem Hotel in Pristina aus seine Strippen ziehen,
stets mit einer 9-Millimeter-Pistole bewaffnet sein und sein Geld mit
Drogenschmuggel, Prostitution, Waffen- und Menschenhandel verdienen.
Mindestens zwei Morde sollen auf sein Konto gehen, darunter ein
kritischer, junger Journalist.

   Sowohl Haliti - der der Kosovo-Delegation bei der
Europarat-Verhandlung in Straßburg angehören soll - als auch Thaci
haben die Vorwürfe, die im Marty-Report erhoben werden,
zurückgewiesen. Sie seien falsch und politisch motiviert. In dem
Bericht war Thaci auch mit massivem Heroinhandel in Verbindung
gebracht worden.

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