IG Metall: Mehr Lohndumping nach Öffnung des Arbeitsmarktes

30.04.2011 00:10

Essen (dpa) - Die Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für
Arbeitnehmer aus acht EU-Staaten am 1. Mai wird nach Einschätzung
der IG Metall zu einem Wachstum des Niedriglohn-Sektors führen. «Wir
befürchten, dass es zunehmend Lohndumping in der Leiharbeit
geben wird», sagte IG Metall-Vizechef Detlef Wetzel den Zeitungen
der «WAZ»-Mediengruppe (Samstag).

«Die Zeche könnten vor allem Mittelständler und Handwerksbetriebe

zahlen, wenn künftig in Osteuropa angestellte Beschäftigte mit
Niedriglöhnen Aufträge in Deutschland erledigen», sagte Wetzel. Er
fügte hinzu: «Es werden nicht 100 000 Ingenieure nach Deutschland
kommen. Eher droht eine Lohnspirale nach unten.»

Deutschland ist nach Ansicht der IG Metall nicht ausreichend auf
die Öffnung des Arbeitsmarktes nach Osteuropa vorbereitet. «Wir
haben zwar Mindestlöhne in der Bauindustrie, aber die Regeln müssen
auch
eingehalten werden. Mehr Kontrollen wären notwendig.» Ohnehin sei
der Arbeitsmarkt in Deutschland in Unordnung geraten: «Leiharbeit,
Minijobs, befristete Stellen - was ursprünglich als Ausnahme
vorgesehen war, ist zur Regel geworden. Die Situation ist völlig aus
dem Ruder gelaufen.»

Der deutsche Arbeitsmarkt öffnet sich vom 1. Mai an für
Arbeitnehmer aus den acht EU-Beitrittsländern des Jahres 2004:
Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, die
Tschechische Republik und Ungarn.

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- Das Interview lag dpa vorab in redaktioneller Fassung vor