(Gesamtzusammenfassung - 0600) Deutschlands Banken sehen EZB-Tests ohne größere Sorgen Von Jörn Bender, dpa (Foto - Archiv)

20.04.2014 06:00

Haben die Banken nach den jüngsten Krisen ihre Hausaufgaben gemacht?
Die deutschen Institute sehen sich für die EZB-Tests gut gerüstet.
Neues Vertrauen müssen sich die Banker hart erarbeiten.

Frankfurt/Berlin (dpa) - Deutschlands Banken sind nach Einschätzung
führender Branchenvertreter gut gerüstet für die harten Tests der
künftigen EZB-Bankenaufseher. Commerzbank-Chef Martin Blessing sagte
der Deutschen Presse-Agentur, er erwarte für sein Haus «wenig
Überraschungen». Der Bankenverband VÖB zeigte sich überzeugt, dass

selbst diejenigen unter den Landesbanken, die als Wackelkandidaten
gelten, die Überprüfung ohne größere Blessuren bestehen werden.

Auch die Finanzaufsicht Bafin erwartet keine bösen Überraschungen für

die deutschen Institute. Sorge bereitet der enge Zeitplan angesichts
der immensen Anforderungen der Europäischen Zentralbank (EZB), die am
4. November die Aufsicht über die größten Banken im Euroraum
übernehmen soll. Zudem hält sich Skepsis, ob die Tests tatsächlich
dazu beitragen, das Vertrauen in die Branche wiederherzustellen.

«Die deutschen Banken sind sicherer geworden, die Institute haben
Risikopositionen abgebaut und ihr Kapital gestärkt», sagte die
Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
(Bafin), Elke König, bei einem Redaktionsbesuch bei der
Nachrichtenagentur dpa in Berlin. Deshalb mache sie sich keine großen
Sorgen um die deutschen Institute - weder bei der laufenden
Bilanzprüfung noch bei dem im Sommer folgenden Stresstest.

Mit Hilfe von Wirtschaftsprüfern durchforstet die EZB derzeit mit
gewaltigem Aufwand die Bilanzen von 128 Instituten nach möglichen
Altlasten und Kapitallöchern. Der folgende Stresstest wird die
Krisentauglichkeit der Institute im Falle von Wirtschaftseinbruch und
Absturz der Immobilienpreise unter die Lupe nehmen.

Ergebnisse wollen die Aufseher im Oktober veröffentlichen. Noch
unklar ist, was passiert, wenn im Laufe der Tests eklatante Probleme
bei einzelnen Häusern zutage treten sollten und die Märkte darüber
theoretisch sofort (adhoc) informiert werden müssten.

«Die derzeit laufende Überprüfung ist eine Riesenherausforderung -
für die Banken wie für uns Aufseher. Aber es ist nun einmal
notwendig», sagte König. «Der Zeitplan ist extrem ambitioniert. Ein
bisschen weniger Masse und dafür mehr Qualität wären im Einzelfall
wünschenswert. Ich halte das Programm aber für machbar.»

Allein in der Commerzbank sind nach Blessings Angaben mehrere hundert
Mitarbeiter mit den Tests beschäftigt: «Die Bafin bestellt, die
Wirtschaftsprüfer liefern, wir bezahlen alles.» Das Verfahren trage
sicherlich auch dazu bei, «dass die regulatorischen Kosten in der
Bankenbranche insgesamt steigen werden», sagte der Commerzbank-Chef.

14 der 24 deutschen Institute, die die EZB überprüft, lassen sich vom
Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) vertreten.
VÖB-Hauptgeschäftsführerin Liane Buchholz äußerte sich
zuversichtlich: «Die öffentlichen Banken und insbesondere die
Landesbanken haben im Vorfeld der EZB-Überprüfung erhebliche
Anstrengungen unternommen, um ihre Bilanzen zu verkleinern.»

Bafin-Präsidentin König dämpfte die Erwartungen an die Tests. Sie
hoffe, «dass das Ergebnis ein Mehr an Vertrauen in die Banken
bringt», sagte Deutschlands oberste Finanzaufseherin. «Allen
Markterwartungen wird man aber natürlich nie gerecht.»

Nachdem das Vertrauen in die Finanzbranche infolge von Pleiten und
Skandalen auf einen Tiefstand gesunken ist, macht sich
Deutsche-Bank-Gesamtbetriebsratschef und -Aufsichtsratsvize Alfred
Herling keine Illusionen: Das Image der Banker verbessere sich nur
zaghaft, «am Vertrauen müssen wir weiter arbeiten. Das wird noch
dauern», sagte Herling im Gespräch mit der dpa.

Bafin-Chefin König sieht erste Fortschritte: In den großen
Industriestaaten seien die Banken seit der Pleite der
US-Investmentbank Lehman Brothers Mitte September 2008 sicherer
geworden. «Das bewahrt uns zwar nicht davor, dass es irgendwo wieder
eine Schieflage geben könnte. Die wesentlich größere Transparenz,
höhere Kapitalanforderungen und die deutlich bessere Kooperation der
Aufseher untereinander, die wir heute haben, sollten uns aber davor
bewahren, dass wir durch das Versagen einer einzelnen Bank - und
Lehman war nicht einmal eine besonders große Bank - wieder in eine
weltweite Vertrauenskrise geraten», sagte König.