(Berichtigung: Name UNHCR-Chef) (Zusammenfassung 0730) Herrmann attackiert Italien wegen steigender Flüchtlingszahlen

22.08.2014 10:15

Die steigenden Flüchtlingszahlen lösen Streit in Europa aus. Italien
fühlt sich überfordert - und Bayern ist verärgert, weil die dortigen

Behörden viele Asylbewerber einfach weiter nach Deutschland reisen
lassen.

München (dpa) - Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU)
attackiert die italienische Regierung wegen der stetig steigenden
Flüchtlingszahlen. «Es ist Fakt, dass Italien absichtlich in vielen
Fällen weder Personaldaten noch Fingerabdrücke aufnimmt, damit die
Flüchtlinge in einem anderen Land Asyl beantragen können und nicht
wieder nach Italien zurückkehren», sagte Herrmann der
Nachrichtenagentur dpa.

Die Regierung von Oberbayern hatte am Donnerstag einen neuen
Flüchtlingsrekord gemeldet - 319 Asylbewerber an einem einzigen Tag.
«Ein Grund dafür ist, dass ein erheblicher Teil der in Italien
ankommenden Flüchtlinge ohne das dafür vorgesehene Verfahren nach
Deutschland weiterreist», sagte Herrmann.

Der CSU-Politiker verwies auf die Diskrepanzen in den offiziellen
Zahlen: In Deutschland seien 2013 über 126 000 Asylanträge gestellt
worden, in Italien nur 27 930. Nach den Zahlen des
UN-Flüchtlingskommissars UNHCR landeten im vergangenen Jahr aber über
60 000 Flüchtlinge an den italienischen Küsten an.

Rom fordert seit Monaten finanzielle Unterstützung für die teure
Rettung der Flüchtlinge aus dem Mittelmeer. Nach dem Dublin
II-Abkommen soll für Asylbewerber aber eigentlich das Land zuständig
sein, das sie zuerst erreichen. UNHCR-Chef António Guterres hatte im
März festgestellt, dass die Bundesrepublik unter den entwickelten
Industriestaaten «die größte Empfängernation» sei.

«Es ist schon dreist vom italienischen Innenminister Alfano,
einerseits die hohen Belastungen durch die über das Mittelmeer
kommenden Flüchtlinge zu beklagen, andererseits die europäischen
Asylbestimmungen zu missachten», kritisierte Herrmann. «Die sehen
vor, dass das Land der Ersteinreise für die Durchführung der
Asylverfahren zuständig ist.»

Dafür erhalte das Land finanzielle Hilfen der EU. «Auch die anderen
EU-Staaten können deshalb von Italien eine entsprechende Solidarität
fordern, nämlich die Einhaltung des gemeinsamen europäischen
Asylsystems, auf das sich die EU verständigt hat», verlangte
Herrmann. «Dies gilt umso mehr, da angesichts der Krise im Nahen
Osten und der brutalen Gewalt der ISIS im Irak der Flüchtlingsdruck
auf Europa weiter steigen wird.»

# Notizblock

## Berichtigung
- Im 3. Satz des 4. Absatzes wurde berichtigt: UNHCR-Chef António
Guterres (nicht: Gutierrez

## Internet
- [UNHCR-Film und Informationen zur Lage im
Mittelmeer](http://dpaq.de/89cYb)
- [UNHCR-Pressemitteilung zu Flüchtlingen im
Mittelmeer](http://dpaq.de/DeT7y)

221015 Aug 14