EU-Kommissar fordert Berlin zum entschlossenen Anti-Tabak-Kampf auf

29.05.2015 09:00

Brüssel (dpa) - Deutschland tut aus Sicht der EU-Kommission zu wenig
gegen den Tabakkonsum. Die Bundesrepublik zähle zu den EU-Staaten,
«die nicht den politischen Willen haben, um die Situation zu ändern
»,
sagte EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaits in Brüssel. Er riet
Berlin, sich an anderen EU-Staaten ein Beispiel zu nehmen. Am Sonntag
ist Weltnichtrauchertag.

Andriukaitis verwies auf eine EU-Statistik, derzufolge von 2012 bis
2014 die Zahl der Raucher in der EU um zwei Prozentpunkte auf
26 Prozent der Jugendlichen und Erwachsenen gesunken sei. In
Deutschland stieg der Wert hingegen von 26 auf 27 Prozent.

Zu den Musterschülern gehöre Irland, erläuterte Andriukaitis. So
wolle der Inselstaat die «Einheitspackung» einführen und Markenlogos

und firmentypische Farben von Kippenschachteln verbannen. Das soll
das Produkt unattraktiv machen. «Ich persönlich finde, das ist ein
sehr nützliches Instrument», sagte Andriukaitis.

Eine EU-Richtlinie überlässt es den Staaten, ob sie die
«Einheitspackung» einführen. Das zuständige Bundesagrarministerium

plant eine solche Vorgabe derzeit nicht. Die Tabakbranche läuft gegen
den Einheitslook Sturm, sie wertet ihn als Eingriff in Markenrechte
und klagt vor den Europäischen Gerichtshof.

Die von Andriukaits zitierte EU-Statistik beruht auf einer Umfrage
unter knapp 28 000 Menschen in der EU ab 15 Jahren. Etwa 1600 von
ihnen wurden in Deutschland befragt.