Griechischer Außenminister sieht sein Land von Europa erpresst

29.05.2015 20:19

Köln (dpa) - Griechenland wird nach den Worten seines Außenministers
Nikos Kotzias von der Europäischen Union erpresst. «Was läuft, ist
Druck», sagte Kotzias am Freitagabend beim Philosophie-Festival
Phil.Cologne in Köln. Dem Land werde fortwährend gesagt, dass es die
Bedingungen der EU erfüllen müsse, nach dem Motto: «Wenn ihr jetzt
nicht unterschreibt, dann seid ihr tot.»

So könne die griechische Wirtschaft unmöglich wieder auf die Beine
kommen. «Die natürliche Reaktion ist, dass die Leute ihr Geld von der
Bank abheben.» Er hoffe, dass am Ende ein Kompromiss zustande kommt.

Auf den Einwand, auch die neue griechische Regierung gehe nicht gegen
Steuerhinterzieher und Oligarchen vor, sagte der Professor für
politische Theorie, dies werde durchaus versucht. Aber: «Wir haben
große juristische Schwierigkeiten, gegen diese Leute vorzugehen.»

Der Minister bestritt auch, dass seine Regierung Klientel-Politik und
Vetternwirtschaft fortführe. Es stimme zwar, dass Verwandte von
Ministern und des Regierungschefs in hohe Ämter geholt worden seien.
Aber dabei sei allein deren Kompetenz ausschlaggebend gewesen.

Kotzias - der fließend Deutsch spricht und mit einer Deutschen
verheiratet ist - zeigte sich überzeugt davon, dass Griechenland auf
Dauer in der EU bleiben werde. «Wie kann man eine Europäische Union
haben ohne Griechenland?», fragte er. Schon der Name Europa komme
schließlich aus der griechischen Mythologie.