Daimler-Betriebsrat fordert Aufarbeitung von Lkw-Kartell

23.07.2016 17:15

Stuttgart (dpa) - Nach dem Milliarden-Bußgeld gegen mehrere
Lastwagenbauer wegen unerlaubter Preisabsprachen fordert der
Daimler-Betriebsrat eine Aufarbeitung. Der Fall müsse im Konzern
Konsequenzen haben, sagte Betriebsratschef Michael Brecht der
«Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». «Wir wollen, dass man
jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergeht, sondern eine kritische
Aufarbeitung des Vorgangs stattfindet und entsprechende Lehren und
Schlussfolgerungen daraus gezogen werden», sagte Brecht, der auch
stellevertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates ist.

«In den Fabriken und Büros wird permanent geprüft, wo noch ein Cent
mehr gespart werden könnte. Und hier verpuffen durch illegales
Handeln über eine Milliarde Euro, die weit sinnvoller hätten
eingesetzt werden können», kritisierte Brecht. «Die Beschäftigten
sehen solche Vorgänge zu Recht kritisch und fragen laut nach, wer die
Verantwortung dafür übernimmt.»

Am Dienstag hatte die EU-Kommission mitgeteilt, dass mehrere
Lastwagenbauer die Rekordsumme von knapp 2,93 Milliarden Euro
bezahlen müssen. Die Strafe in dem Kartellverfahren trifft Daimler,
Iveco, DAF und Volvo/Renault. Die höchste Einzelstrafe entfällt mit
rund einer Milliarde Euro auf Daimler. Die Münchner VW-Tochter MAN
kommt als Hinweisgeber ungeschoren davon.