Der Werkzeugkasten der Europäischen Zentralbank

28.10.2016 05:46

Frankfurt/Main (dpa) - Seit Beginn der Euro-Schuldenkrise im Jahr
2010 kämpft die Europäische Zentralbank (EZB) gegen ein
Auseinanderbrechen des gemeinsamen Währungsraums. Ihre Maßnahmen:

ZINSSENKUNGEN: Seit der Verschärfung der Schuldenkrise ab 2011 drehte
die EZB kräftig an der Zinsschraube. Mittlerweile liegt der Leitzins,
zu dem sich Geschäftsbanken bei der EZB Geld leihen können, auf dem
Rekordtief von null Prozent.

STRAFZINSEN: Parken Banken Geld bei der EZB, müssen sie dafür
inzwischen 0,4 Prozent Zinsen zahlen. Das soll die Kreditvergabe
ankurbeln.

GELDSPRITZEN: Die EZB unterstützt Banken mit Notkrediten zu
Mini-Zinsen. Von Juni 2016 bis März 2017 hat die Notenbank ein neues
Programm mit vierjährigen Krediten aufgelegt (TLTRO II).

KAUF VON KREDITPAKETEN: Seit Herbst 2014 kauft die EZB Pfandbriefe
(Covered Bonds) und gebündelte Kreditverbriefungen (ABS). Das soll
Geschäftsbanken Freiräume zur Vergabe von Krediten verschaffen.

STAATSANLEIHENKÄUFE: Im Mai 2010 begann die EZB erstmals mit dem Kauf
von Staatsanleihen. Das «Securities Markets Programme» (SMP) sollte
den Anstieg der Renditen von Anleihen angeschlagener Euroländer
bremsen. Bis Anfang 2012 kaufte die EZB Staatspapiere für rund 220
Milliarden Euro, zumeist italienische Anleihen. Im September 2012
ersetzte das Programm «Outright Monetary Transactions» (OMT) diese
Maßnahme: Die EZB erklärt sich dabei unter Bedingungen bereit,
notfalls unbegrenzt Anleihen von Krisenstaaten zu erwerben. Gekauft
wurde in diesem Rahmen bisher keine Anleihe.

«QUANTITATIVE EASING»/QE: Für die sogenannte Quantitative Lockerung
druckt sich die Zentralbank quasi selbst Geld und kauft damit in
großem Stil Anleihen - Staatsanleihen und andere Papiere wie
Unternehmensanleihen. Das tut die EZB seit März 2015. Inzwischen
werden pro Monat 80 Milliarden Euro auf diesem Weg in den Markt
gepumpt, nach bisherigen Plänen sollen bis einschließlich März 2017
insgesamt 1,74 Billionen Euro fließen. Das soll die Konjunktur
ankurbeln und die anhaltend niedrige Inflation wieder in Richtung der
EZB-Zielmarke von knapp unter 2,0 Prozent befördern.