Früherer Bundespräsident Köhler für legale Migrationswege in die EU

25.09.2016 17:50

Berlin (dpa) - Der frühere Bundespräsident Horst Köhler hat sich in
der Flüchtlingsdebatte für reguläre Migrationswege nach Europa
ausgesprochen. «Ich halte es für ganz wichtig, der Jugend legale
Reisemöglichkeiten zum Beispiel nach Europa zu verschaffen», sagte
Köhler am Sonntag in der ZDF-Sendung «Berlin direkt». Befragt zur
deutschen Afrika-Politik betonte Köhler, die Jugend dürfe nicht den
Eindruck bekommen, sie werde vergessen.

Es sei unbestreitbar, dass Deutschland eine begrenzte Aufnahme- und
Integrationsfähigkeit habe für Flüchtlinge oder Zuwanderer aus
Afrika. Zugleich äußerte er sich skeptisch zu den angestrebten
Flüchtlingsabkommen mit afrikanischen Ländern - zum Beispiel Ägypten.

Sie könnten bedeuten, dass in Afrika der Eindruck entstehe, man werde
dafür bezahlt, wenn man die Menschen in Afrika lasse. Köhler sprach
von einer kurzfristigen Maßnahme, forderte aber eine grundlegende
Änderung im Verhältnis zu Afrika. Unter anderem forderte er mehr
Investitionen und eine wirtschaftliche Kooperation.

Ägypten entwickelt sich nach Angaben der europäischen
Grenzschutzagentur Frontex zu einem immer wichtigeren Startpunkt für
Schlepperboote nach Europa. Beim Untergang eines Flüchtlingsbootes
vor der ägyptischen Mittelmeerküste waren zuletzt mehr als 160
Menschen ertrunken.