Amnesty: Flüchtlinge werden in Ungarn systematisch misshandelt

27.09.2016 00:15

London (dpa) - Kurz vor dem ungarischen Referendum über
verpflichtende Quoten für die Aufnahme von Flüchtlingen am 2. Oktober
erhebt Amnesty International schwere Vorwürfe gegen die Regierung von
Ministerpräsident Viktor Orbán. Einem Bericht der
Menschenrechtsorganisation zufolge werden Flüchtlinge in Ungarn
regelmäßig Opfer von Misshandlungen oder grundlos monatelang
eingesperrt. Für den Bericht, der am Dienstag veröffentlicht wurde,
hat Amnesty 143 Zeugen, hauptsächlich Flüchtlinge und Migranten
befragt, sowie Untersuchungen in Serbien, Ungarn und Österreich
durchgeführt.

Ein neues Gesetz erlaubt demnach ungarischen Sicherheitsbehörden,
Menschen, die auf der Flucht bereits unbemerkt ungarisches
Territorium betreten haben, nach Serbien zurückzudrängen. Dabei komme

es, wie Zeugen berichten, zu Schlägen, Tritten oder Angriffen durch
Hunde. Flüchtlinge, die versuchten, einen der wenigen legalen
Grenzübergänge nach Ungarn zu nutzen, müssen dem Bericht zufolge oft

zu Hunderten wochenlang in völlig überfüllten Lagern in Serbien
ausharren. Alleinreisende Männer würden grundlos wochenlang
eingesperrt.

Selbst die Mehrheit der anerkannten Flüchtlinge darf nach Angaben von
Amnesty die Lager nicht verlassen. Auch dort komme es regelmäßig zu
Übergriffen. Oft müssten die Menschen in unhaltbaren hygienischen
Zuständen und ohne ausreichende medizinische Versorgung leben.
Amnesty sieht darin eine gezielte Politik, um Flüchtlinge
abzuschrecken.