Schmidt gegen drastische Kürzung der Dorschquote

10.10.2016 14:10

Für viele Ostseefischer geht es ums Überleben. Denn die EU-Staaten
könnten die Fangmengen für den Dorsch in der westlichen Ostsee
dramatisch senken - die Bestände sind in schlechtem Zustand. Die
Verhandlungen dürften sich hinziehen.

Luxemburg (dpa) - Deutschland will sich beim Treffen der
EU-Fischereiminister in Luxemburg gegen eine starke Senkung der
Dorschquote einsetzen. Die EU-Kommission hatte eine Minderung der
Fangmenge für Dorsch in der westlichen Ostsee um 88 Prozent
vorgeschlagen. «Das sehe ich nicht für realistisch, weil es
sozioökonomisch damit ein Ende der Fischerei darstellen könnte»,
sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) am Montag
bei dem Treffen in Luxemburg.

Schmidt plädierte stattdessen für Alternativen zur Schonung der
ausgelaugten Dorschbestände. Eine Möglichkeit könnten Stilllegungen
sein. Dabei würden Fischer ihre Boote nicht nutzen und im Gegenzug
von der EU unterstützt.

Im Vorfeld des Treffens wurden auch Auflagen für Freizeitfischer
diskutiert. Dänemark, für das die westliche Ostsee auch ein wichtiges
Fanggebiet ist, will nur eine Kürzung der Quote um 20 Prozent
hinnehmen. Diplomaten gingen am Montag davon aus, dass die Gespräche
sich hinziehen könnten.

Ostseefischer fürchten angesichts der Vorschläge um ihre Existenz.
Biologen und Umweltschützer warnen hingegen vor einem völligen
Zusammenbruch der Bestände.

Die EU-Staaten handeln jedes Jahr die Fangmengen (Quoten) für das
kommende Jahr untereinander aus. Nach den Ostseequoten im Oktober
steht im Dezember die Entscheidung über die Fangmengen in der Nordsee
und im Atlantik an. Grundlage für die Verhandlungen sind Vorschläge,
die die EU-Kommission auf Grundlage wissenschaftlicher Gutachten
macht.