Britischer Bankenverband erwartet Exodus der Geldhäuser ab Ende 2016

23.10.2016 11:01

London (dpa) - Der Chef des britischen Bankenverbands geht davon aus,
dass wegen des geplanten Brexits bereits vor Weihnachten erste Banken
Großbritannien teilweise den Rücken kehren werden. Das sagte Anthony
Browne von der British Bankers' Association dem britischen «Observer»
am Sonntag. Als Grund sieht er den Kurs der britischen Regierung in
Richtung eines «harten Brexit».

Mit dem Begriff wird ein Austritt aus dem Europäischen Binnenmarkt
umschrieben. Britische Finanzdienstleister bangen für diesen Fall um
das Recht, ihre Produkte innerhalb der EU ohne Weiteres zu verkaufen.
Deshalb wird seit Langem spekuliert, sie könnten Teile ihrer
europäischen Niederlassungen an andere Standorte verlegen,
beispielsweise nach Frankfurt am Main.

«Die meisten internationalen Banken haben jetzt Projekt-Teams, die
sich damit beschäftigen, welche Maßnahmen sie benötigen, um Kunden
weiter bedienen zu können», sagte Browne. «Viele kleine Banken
planen, die Verlagerungen vor Weihnachten zu beginnen. Bei den
größeren Banken wird damit im ersten Quartal nächsten Jahres
gerechnet.»

Gleichzeitig warnte Browne, ein «harter Brexit» würde nicht nur
Großbritannien, sondern auch der Wirtschaft der verbleibenden
EU-Länder Schaden zufügen. «Handelsbarrieren für
Finanzdienstleistungen im Ärmelkanal zu errichten, wird uns allen
schaden», sagte der Verbandschef.

Die Briten hatten am 23. Juni in einem historischen Referendum für
den Austritt ihres Landes aus der EU gestimmt.