Präsidentschafts-Kandidat Macron fordert mehr Europa

10.01.2017 20:40

Berlin (dpa) - Der unabhängige französische Präsidentschaftskandidat

Emmanuel Macron hat in Berlin ein leidenschaftliches Plädoyer für
mehr europäische Souveränität gehalten. «Ich will viel mehr Europa,

und ich will es mit Deutschland», sagte der frühere
Wirtschaftsminister am Dienstagabend in einer europapolitischen Rede
an der Humboldt-Universität. «Ich vertraue Deutschland», betonte er

Macron tritt als unabhängiger Kandidat für die Nachfolge von
Präsident François Hollande bei den Präsidentschaftswahlen im
Frühjahr an. Der 39-Jährige plädiert für eine Erneuerung der
deutsch-französischen Freundschaft. «Wir brauchen einander, und
Europa braucht uns zusammen», sagte er.

Der ehemalige Sozialist übte aber auch Kritik an Deutschland. Berlin
müsse mehr für Investitionen tun, um Wachstum anzuregen. Frankreich
seinerseits müsse Reformen vor allem auf dem Arbeitsmarkt umsetzen
und seine Verpflichtungen in der Fiskalpolitik einhalten.

Für eine erfolgreiche Zukunft der Europäischen Union seien auch
Vertragsveränderungen unumgänglich. Der Euro brauche
dringende Reformen, er habe nie die volle Souveränität gegenüber de
m
US-Dollar gewonnen. Außerdem lobte Macron, wie schon bei anderer
Gelegenheit, die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel und
forderte eine gemeinsame europäische Asylpolitik und einen effektiven
Schutz der Außengrenzen.    

Macron, der am Nachmittag in Berlin auch eine Ausbildungsstätte für
Flüchtlinge besuchte, könnte Umfragen zufolge dem Konservativen
François Fillon und der Rechtspopulistin Marine Le Pen bei den
Präsidentschaftswahlen Konkurrenz machen.