Fünf denkwürdige Momente von Martin Schulz im Europaparlament

17.01.2017 05:00

Straßburg (dpa) - Seit mehr als 20 Jahren sitzt Martin Schulz im
Europaparlament. In den vergangenen fünf Jahren verlieh er der
Institution Präsident neues Profil. Nun nimmt er Abschied und
wechselt in die Bundespolitik. Fünf denkwürdige Momente aus seiner
Zeit in Straßburg und Brüssel:

2. Juli 2003 - Berlusconi beschimpft Schulz als Kapo

Schulz bringt Silvio Berlusconi zum Platzen. Auf eine Reihe scharfer
Fragen zum Kurs seiner Regierung antwortet Italiens damaliger
Ministerpräsident: «Herr Schulz, ich weiß, dass ein Produzent in
Italien gerade einen Film über die Konzentrationslager der Nazis
dreht. Ich werde Sie für die Rolle des Kapo vorschlagen. Sie wären
perfekt.» Kapos waren Häftlinge in Konzentrationslagern der Nazis,
die zur Aufsicht über andere Gefangene eingesetzt wurden.

24. November 2010 - Nazi-Spruch von Godfrey Bloom

Schulz fordert mehr Zusammenarbeit in der Eurozone - der britische
Euroskeptiker Godfrey Bloom fällt ihm ins Wort und ruft: «Ein Volk,
ein Reich, ein Führer». Wegen dieses provozierenden Nazi-Spruches
wird Bloom aus dem Straßburger Parlament geworfen.

12. Februar 2014 - Schulz löst Tumult in der Knesset aus

Schulz löst mit einer Rede im israelischen Parlament Tumulte und
Beschimpfungen durch rechte Abgeordnete aus. Parlamentarier der
rechten Siedlerpartei rufen «Schande» und verlassen unter Protest den
Saal, als er den Bau weiterer israelischer Siedlungen in den
Palästinensergebieten und den «Boykott» des Gaza-Streifens
kritisiert. «Das palästinensische Volk hat wie das israelische Volk
ein Recht darauf, seinen Traum von einem eigenen, lebensfähigen und
demokratischen Staat zu erfüllen. Die Palästinenser haben genauso wie
Israelis ein Recht auf Selbstbestimmung und Gerechtigkeit.»

9. März 2016 - Schulz wirft rassistischen Abgeordneten raus

Schulz wirft einen griechischen Abgeordneten wegen rassistischer
Äußerungen aus der Sitzung des Plenums. Der fraktionslose Eleftherios
Synadinos von der rechtsextremistischen und ausländerfeindlichen
griechischen Partei «Goldene Morgenröte» hatte während der Debatte

über den EU-Türkei-Gipfel «den Türken» unter anderem als «Barba
ren»
und «Dreckskerl» beschimpft.

14. Dezember 2016 - Emotionaler Abschied vom Parlament

Mit einem Plädoyer für ein geeintes Europa verabschiedet Schulz sich
von den Abgeordneten. «Überall auf diesem Kontinent machen sich die
Spalter und die Ultranationalisten wieder breit, diejenigen, die
Menschen gegeneinander hetzen», sagt Schulz in Straßburg. «Mit aller

Kraft werde ich mich jedenfalls auch künftig gegen diesen Hass
stellen, egal von welcher Stelle aus.»