Tausende wenden sich gegen ENF-Kongress - Dreyer: Widerspruch wichtig

21.01.2017 17:50

Bunte Fahnen, Transparente und die «Ode an die Freude» haben
Demonstranten einem rechtspopulistischen Kongress in Koblenz
entgegengesetzt. Es kamen viel mehr Teilnehmer als erwartet.

Koblenz (dpa) - Rund 5000 Demonstranten haben in Koblenz friedlich
gegen ein Treffen bekannter europäischer Rechtspopulisten
protestiert. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer
(SPD) forderte auf einer Kundgebung zu Widerspruch gegen rechte
Thesen auf: «Es ist Zeit, dass keiner mehr zuhause bleibt», rief
Dreyer den Demonstranten am Samstag zu. Die Menschen sollten
aufstehen für ein freiheitliches und friedfertiges Europa und
widersprechen, wenn an Stammtischen oder anderswo rechtspopulistisch
argumentiert werde.

Die Demonstration unter dem Motto «Koblenz bleibt bunt» richtete sich
gegen einen Kongress der ENF-Fraktion des Europaparlaments mit rund
1000 Teilnehmern in der Rhein-Mosel-Halle. Die Polizei zählte am Ende
bei Temperaturen um den Gefrierpunkt rund 5000 Teilnehmer bei der
Gegendemonstration - fünfmal mehr als erwartet. Bunte Fahnen und
Ballons wehten über der Menge. Vor der Kongress-Halle sangen die
Teilnehmer den deutschen Text der Europahymne «Ode an die Freude» zu
Musik von Mitgliedern der Rheinischen Philharmonie.

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn sagte, er wende sich gegen
ein «braunes Europa». «Wir stehen hier für ein buntes, für ein
offenes und für ein soziales Europa des 21. Jahrhunderts.»
Minderheiten seien in einer Gesellschaft eine Bereicherung und keine
Last. Der Koblenzer Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig (SPD)
sagte mit Blick auf die Kongress-Teilnehmer: «Wir sind Koblenz, nicht
die Gäste in der Rhein-Mosel-Halle.» Die Grünen-Vorsitzende Simone
Peter sagte, weder Koblenz, noch Deutschland, noch Europa werde den
Rechtspopulisten überlassen.

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sagte am Rande der Demonstration,
es gehe darum, das zu bewahren, was die vorherigen Generationen
aufgebaut hätten. Gabriel wurde zwischendurch von mehreren
linksgerichteten Demonstranten bedrängt, so dass die Polizei
dazwischen gehen musste. Es sei aber zu keiner Gewaltanwendung
gekommen, sagte ein Polizeisprecher. Polizeiführer Christoph
Semmelrogge zog nach dem Einsatz «ein positives Fazit». Die
Belastungen für die Einsatzkräfte, unter anderem durch die Kälte,
seien aber enorm gewesen.