Russische Stiftung bezahlte Krimreise von AfD-Politiker Pretzell

21.01.2017 19:32

Koblenz (dpa) - Der AfD-Europaabgeordnete Marcus Pretzell hat sich
eine Reise zu einem Kongress auf die Krim von einer russischen
Stiftung bezahlen lassen. Es sei «allgemein üblich», dass die
Reisekosten eines Referenten vom Veranstalter übernommen würden,
erklärte Pretzell am Samstag auf Nachfrage von Journalisten am Rande
eines Kongresses europäischer Rechtspopulisten in Koblenz. Zuvor
hatte das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» über seine Reise
berichtet.

Pretzell nahm im April 2016 am dreitägigen «Yalta International
Economic Forum» teil. Die jährliche Konferenz wird von einer
russischen Stiftung ausgerichtet und von der Moskauer Regierung
unterstützt. Anreise, Übernachtungs- und Aufenthaltskosten ließ er
sich demnach vom Veranstalter bezahlen. Mit der Angelegenheit
beschäftigt sich eine Ethikkommission des Europaparlaments, Pretzell
selbst sprach von einem Untersuchungsausschuss. Die Teilnahme kostete
zwischen 1500 und 1800 Euro, wie der «Spiegel» unter Berufung auf die
Veranstalter berichtete. Hinzu kamen Ausgaben für die Hin- und
Rückflüge mit Aeroflot.

Pretzell selbst stufte das Ganze als «Petitesse» ein. «Meine Reise
auf die Krim hat mir ja ein Einreiseverbot in der Ukraine beschert»,
erklärte der Abgeordnete. Er habe aber ohnehin nicht in das Land
reisen wollen. Die von Russland einverleibte Halbinsel Krim rechnet
Pretzell offensichtlich nicht zur Ukraine: In den Unterlagen zur
Reise, die sein Büro beim Europaparlament einreichte und die auf
dessen Website veröffentlicht sind, ist als Veranstaltungsort
«Russische Föderation, Republik Krim, Jalta» angegeben. Die
EU erkennt den Anschluss der Halbinsel an Russland nicht an.