Essen startet als «Grüne Hauptstadt Europas» mit Bürgerfest

21.01.2017 17:47

Essen - einst Zentrum von Kohle und Stahl im Revier - ist 2017 «Grüne
Hauptstadt Europas». Ein Jahr lang will die Ruhrmetropole an
konkreten Projekten vorbildlichen Strukturwandel zeigen. Am Samstag
begann das Hauptstadtjahr mit Festakt und Bürgerfest.

Essen (dpa) - Mit einem farbenfrohen Bürgerfest unter freiem Himmel
hat am Samstag die Stadt Essen ihr Programm zur «Grünen Hauptstadt
Europas» gestartet. Im Grugapark gab es in den Abendstunden bei
winterlichen Temperaturen Tanz- und Theatervorführungen,
Illuminationen und ein Lichterlabyrinth. Mit dem Titel zeichnet die
EU-Kommission seit 2010 Städte aus, die eine Vorreiterrolle in Sachen
umweltfreundliches städtisches Leben einnehmen. 2016 trug Ljubljana,
die Hauptstadt Sloweniens, den Titel.

Zuvor war die Stadt bei einem Festakt offiziell für ein Jahr zur
«Grünen Hauptstadt» ernannt worden. EU-Umweltkommissar Karmenu Vella

würdigte die Anstrengungen der Kommune beim Wandel von einer Kohle-
und Stahlstadt hin zu einer der grünsten Städte Nordrhein-Westfalens.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) betonte, dass es viele
industriell geprägte Städte gebe, die noch lange nicht so weit seien
wie Essen. Laut Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) bedeutet der
Titel nicht, dass schon alles «im grünen Bereich» sei, «dass wir ab
er
schon unheimlich viel geschafft haben».

An dem Open-Air-Festakt nahmen rund 1200 geladene Gäste teil. Während
des Festaktes forderten Umweltaktivisten der Organisation «Fossil
Free Deutschland» lautstark einen Verkauf der städtischen RWE-Aktien.
Der Energieversorger mit Sitz in Essen ist einer der größten
Betreiber von Kohlekraftwerken.

Insgesamt sind 2017 in Essen mehr als 300 Aktionen geplant. Unter
anderem soll das Baden in der Ruhr an einer Stelle wieder erlaubt
werden - nach 46 Jahren Verbot. An einem «Tag der Bewegung» im Juli
wird ein Teil der Essener Innenstadt für den Autoverkehr gesperrt.
Eine «Route der Kleingärten» soll Radfahrer zu den interessantesten
Schrebergärten der Stadt führen. Bienen sollen Grüne-Hauptstadt-Honig

erzeugen.

Als grüne Hauptstadt will Essen eines Tages auch eine Stadt ohne
Plastiktüten werden. Zum Auftakt konnten Besucher des Bürgerfestes am
Samstag eine gebrauchte Tüte an den Eingängen abgeben. Gesammelt wird
das ganze Jahr. Studenten der Folkwang Hochschule wollen am
Jahresende eine Skulptur daraus fertigen, die sich mit den Vor- und
Nachteilen von Plastik-Nutzung beschäftigt.