Japan will Freihandelsabkommen mit EU vorantreiben

17.02.2017 13:33

In der globalen Handelspolitik haben die Ankündigungen des neuen
US-Präsidenten für erhebliche Unruhe gesorgt. Kommt die absehbare
Abschottung der Vereinigten Staaten, setzt Japan als drittgrößte
Volkswirtschaft der Welt vor allem auf einen Partner.

Düsseldorf/Tokio (dpa) - Japan will wegen der Sorge vor einer
Abschottungspolitik der USA ein Freihandelsabkommen mit der EU
vorantreiben. Weil US-Präsident Donald Trump die geplante asiatische
TPP-Vereinbarung gestoppt hat und den Vertrag zur nordamerikanischen
Freihandelszone Nafta neu verhandeln will, sei es «außerordentlich
wichtig, möglichst rasch eine grundlegende Übereinkunft über die EPA

genannte Wirtschaftspartnerschaft zwischen Japan und der EU zu
erzielen». Dies sagte der japanische Außenminister Fumio Kishida dem
«Handelsblatt» (Freitag).

Kishida, der am Außenminister-Treffen der 20 führenden Industrie- und
Schwellenländer (G20) in Bonn teilnimmt, sieht den zügigen Abschluss
des seit mehreren Jahren verhandelten EPA-Abkommens zwischen seinem
Land und der EU als «Vorbild» an. Beide Lager würden so «beim freie
n
Handel die Führung übernehmen können», zitiert ihn das Blatt.

Japans Außenminister hofft, dass in der Freihandelsfrage «Deutschland
innerhalb der EU eine führende Rolle spielen» werde. «Die japanische

Seite wird sich weiterhin mit ganzer Kraft für die Verhandlungen
einsetzen», unterstrich der Chefdiplomat aus Tokio. Sein Land, das
ebenso wie Deutschland, China und Mexiko große Handelsüberschüsse im

Warenaustausch mit den USA verzeichnet, sieht sich mit Trumps
Drohungen von Strafzöllen gegen außerhalb der USA produzierende
Autohersteller konfrontiert.

Kishida machte klar, dass «Exportreduzierungen oder
Produktionsverlagerungen in die USA nur schwer vorstellbar» seien.
Japans Forderung nach einem schnellen Abschluss des
EPA-Freihandelsabkommens kommt wenige Tage nach einem Besuch des
japanischen Regierungschefs Shinzo Abe in den USA.

In Deutschland wächst wegen des starken Engagements deutscher Firmen
in Mexiko die Sorge vor protektionistischen Maßnahmen der
US-Regierung. Trump hatte Strafzölle etwa für Autos angedroht, wenn
das Nafta-Abkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada zerbrechen
sollte.