Labour-Chef Corbyn will Brexit für Bürgerrechte nutzen

25.02.2017 04:05

Berlin (dpa) - Der britische Labour-Chef Jeremy Corbyn will den
EU-Austritt Großbritanniens (Brexit) nutzen, um die Verhältnisse in
der Wirtschaft grundlegend zu verändern. «Jetzt beginnt der Kampf um
die Rechte der europäischen Bürger, um unsere Handelsbeziehungen zu
Europa, die Rechte der Arbeiter, die Umwelt und die Art von
Wirtschaft, die wir haben wollen», sagte Corbyn der «Welt» (Samstag)

und ihren Partnern in der europäischen Zeitungskooperation LENA.

Premierministerin «Theresa May hat damit gedroht, uns in eine Art
Steuerparadies am Rande Europas zu verwandeln, eine Idee, die mich
alarmiert. Ich will eine gute und effiziente Beziehung zu Europa.»

Bei einem Brexit entfielen für Großbritannien die Mittel aus den
Europäischen Fonds für Regionalentwicklung. Corbyn schlägt als Ersatz

eine britische Investitionsbank auf regionaler Basis vor. Das gebe
den Briten die Chance, «diese Investitionen selbst zu steuern».

Zur Frage nach dem Auftrieb für die nationalistische Rechte in Europa
durch den Brexit sagte Corbyn: «Er macht mir Angst. Europa hat von
den eingewanderten Arbeitern enorm profitiert.» Er sehe aber auch
einen «weltweiten Aufstieg der Linken», die die «angeblichen
Lösungen» der Krise von 2008 in Frage stelle, «in der zwar das
Bankensystem gerettet wurde, dafür aber die öffentlichen Mittel stark
gekürzt wurden».

Anfang Februar hatte das Unterhaus das Gesetz über den Beginn der
Brexit-Verhandlungen angenommen. Corbyn hatte die Labour-Abgeordneten
auf eine Zustimmung verpflichtet. Dazu sagte er: «Die große Mehrzahl
der Abgeordneten hat für einen Verbleib gestimmt, aber zwei Drittel
der Wahlkreise, die sie repräsentieren, unterstützten den Brexit.»
Labour müsse den größten Wahlprozess der britischen Geschichte
respektieren.