Fünf große Krisen, die die EU überlebt hat

23.03.2017 06:00

Brüssel (dpa) - Nach dem Brexit-Schock steckt die Europäische Union
tief in der Krise. Aber Rückschläge hat die EU in den vergangenen 60
Jahren auch immer wieder überwunden:

FRANKREICH-VETO: Als Großbritannien 1963 der Europäischen
Wirtschaftsgemeinschaft der sechs Gründerstaaten beitreten will, legt
Frankreichs Präsident Charles de Gaulle sein Veto ein. Großbritannien
sei weder politisch noch wirtschaftlich reif, argumentiert er. Erst
sein Nachfolger Georges Pompidou bringt die Wende. Der Beitritt der
Briten gelingt 1973 - zehn Jahre nach dem ersten Antrag.

EUROSKLEROSE: Von Mitte der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre
schwächelt die Gemeinschaft wirtschaftlich und politisch. Von
«Eurosklerose» ist die Rede. Die Konkurrenz aus den USA und Japan
macht dem europäischen Markt zu schaffen. Die Mitgliedsländer
versuchen, ihre Märkte zu schützen und nationale Interessen
durchzusetzen. Die Krise wird überwunden durch neuen Schwung nach den
Beitritten von Spanien und Portugal und dem Plan eines gemeinsamen
europäischen Binnenmarkts.

ABLEHNUNG DES MAASTRICHTER VERTRAGS: Es soll der Startschuss zur
europäischen Wirtschafts- und Währungsunion sein. Doch die Dänen
sagen in einem Referendum Nein zum Vertrag von Maastricht und setzen
das politische Europa 1992 unter Schock. Elf Monate vergehen, bis ein
Kompromiss mit Sonderrechten ausgehandelt wird, dem die Dänen
zustimmen.

SANTER-KOMMISSION: Mehrere Mitglieder der vom Luxemburger Jacques
Santer geführten EU-Kommission müssen sich einem Misstrauensvotum im
Europäischen Parlament wegen möglicher Betrugsaffären stellen. Ein
von «fünf Weisen» erstellter «Bericht über Betrug, Missmanagement
und
Vetternwirtschaft» besiegelt kurz darauf das Schicksal der
Santer-Kommission. Das gesamte Kollegium tritt im März 1999 zurück.

SCHEITERN DER EU-VERFASSUNG: Mehr Demokratie und Transparenz - darum
geht es 2005 in dem mühsam ausgehandelten «Vertrag über eine
Verfassung für Europa» der damals 25 EU-Staaten. Doch die Franzosen
und die Niederländer lehnen die EU-Verfassung bei Volksabstimmungen
ab. An ihre Stelle tritt letztlich 2009 der Vertrag von Lissabon, der
ähnliche Ziele verfolgt.