Erfolgsmodell duale Ausbildung soll verstärkt exportiert werden

22.03.2017 15:28

Betriebliche Lehre plus Berufsschule gleich duale Ausbildung: Dieser
deutsche Weg gilt als sehr erfolgreich, selbst die USA unter Donald
Trump finden ihn vorbildlich. Das internationale Engagement in der
Berufsbildung soll daher nochmals deutlich ausbaut werden.

Berlin (dpa) - Die Bundesregierung will das deutsche Erfolgsmodell
der dualen Ausbildung zum Exportschlager machen, um innerhalb und
außerhalb Europas die hohe Jugendarbeitslosigkeit zu verringern. Ziel
sei auch, Flucht- oder Migrationsursachen zu bekämpfen und den
Fachkräftebedarf deutscher Unternehmen im Ausland besser decken zu
können, hieß es am Mittwoch bei einer Konferenz im
Bildungsministerium. Die Strategie, Aktivitäten von vier Ressorts zur
internationalen beruflichen Bildung zu verzahnen, habe sich bewährt.

Nach Angaben der Kultusministerkonferenz (KMK) wählt in Deutschland
gut die Hälfte jedes Jahrgangs die duale Ausbildung als Einstieg in
den Beruf. Die Jugendlichen werden wöchentlich an drei bis vier Tagen
im Betrieb und an bis zu zwei Tagen in der Berufsschule ausgebildet.

Die im europäischen Vergleich niedrige Jugendarbeitslosigkeit gilt
als Erfolgsbeleg. Deutschland verzeichnete zuletzt mit 6,5 Prozent
den Tiefstwert. Die höchsten Quoten wurden in Griechenland (45
Prozent), Spanien (42) und Italien (38) registriert. Insgesamt ging
es in der EU aber aufwärts: Lag die Jugendarbeitslosigkeit 2013 im
Schnitt bei gut 23 Prozent, so sank sie 2016 auf unter 19 Prozent.

Das Interesse am dualen Ausbildungssystem sei ungebrochen, viele
Länder arbeiteten an der Einführung, hieß es vom Bildungsministerium

(BMBF). Beim ersten Besuch von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bei
Donald Trump am Freitag hatte auch der neue US-Präsident großes
Interesse am Modell einer zweigliedrigen Lehrzeit gezeigt.
Kooperationsländer des BMBF in Europa sind bisher Griechenland,
Italien, Lettland, Portugal und Slowakei, im außereuropäischen Raum
neben den USA noch Brasilien, China, Costa Rica, Ecuador, Indien,
Mexiko, Russland, Südafrika, Südkorea, Thailand und die Türkei.

In den Kooperationen von Auswärtigem Amt, Wirtschafts-, Entwicklungs-
und Bildungsministerium sei auch klar geworden, dass Systemreformen
in den Partnerländern Zeit brauchten. Die Einbeziehung der
Unternehmen und Sozialpartner in die Berufsbildung sei oft «noch
unzureichend, da Betriebe, Kammern oder Gewerkschaften traditionell
nicht an der Qualifizierung junger Leute beteiligt sind». In vielen
Ländern sei das Image der Berufsbildung nicht gut und konkurriere
häufig mit der Hochschulbildung. «Auch wenn politische Akteure die
duale Ausbildung bereits als gutes Modell sehen, muss bei
Jugendlichen, Eltern und Arbeitgebern noch mehr Überzeugungsarbeit
geleistet werden.»

Das Bildungsministerium kündigte an, die berufliche Bildung stärker
mit internationalen Innovationsprojekten zu verknüpfen. Zudem wolle
Deutschland die Mobilität seiner Auszubildenden erhöhen - bis 2020
sollen mindestens zehn Prozent während der Lehrzeit Auslandserfahrung
sammeln können. Schließlich werde das Ministerium «den kommerziellen

Export deutscher Bildungsdienstleistungen intensiver fördern».

Das Wirtschaftsministerium setzt auf eine verstärkte Förderung der
Auslandshandelskammern als Plattform für eine duale Ausbildung nach
deutschem Vorbild. Das Auswärtige Amt richtet Runde Tische «zur
Koordinierung der verschiedenen Aktivitäten, zum Austausch von
Erfahrungen sowie zur Sicherung eines einheitlichen Auftretens im
Gastland ein». Das Entwicklungsministerium will in Entwicklungs- und
Schwellenländern gute Berufsbildungssysteme ausbauen. Staatssekretär
Friedrich Kitschelt sagte, dafür würden im Schnitt gut 75 Millionen
Euro pro Jahr investiert. «Rund zwei Millionen Menschen haben dadurch
in den letzten Jahren eine berufliche Qualifikation erhalten.»