Erdogan beklagt vor Bulgarien-Wahl «Druck» auf dortige Türken

23.03.2017 18:53

Istanbul/Sofia (dpa) - Die Spannungen zwischen der Türkei und
Bulgarien nehmen vor der dortigen Parlamentswahl an diesem Sonntag
zu. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sagte am
Donnerstag bei einem Auftritt vor Balkan-Türken in Ankara an die
Adresse des Nachbarlandes: «Einerseits sprichst Du von Demokratie,
aber andererseits übst Du auf die dortigen Türken ernsthaften Druck
aus. Das geht nicht.» Der bulgarische Präsident Rumen Radew hatte
Ankara vergangene Woche vorgeworfen, sich in den Wahlkampf in seinem
Land einzumischen, zu der auch die neue Türkenpartei DOST antritt.

«Wir hier haben das Recht, die Rechte unserer Stammesgenossen
einzufordern und uns auf deren Seite zu stellen», sagte Erdogan. «Wir
wünschen uns, dass die Wahlen in Bulgarien friedlich verlaufen und
auf gerechte und transparente Weise enden. Zu hören und zu sehen,
dass dort so manche Repressionen ausgeübt werden, bereitet uns
ernsthafte Sorgen.» Etwa zehn Prozent der Bevölkerung Bulgariens sind
Türken aus der Zeit des Osmanischen Reiches.

«Bulgarien erteilt und nimmt auch keine Lektionen in Demokratie an,
besonders von Staaten, die die Demokratie nicht einhalten», sagte der
bulgarische Präsident Rumen Radew dem Fernsehsender bTV. «Die Wahlen
in Bulgarien werden ruhig verlaufen», versicherte Radew.

Zuvor hatten bulgarische Nationalisten Erdogan vorgeworfen, sich in
den Wahlkampf einzumischen. «Erdogan hat sich im Wahlkampf
eingeschaltet», beklagte der Mitvorsitzende der Vereinten Patrioten,
Krassimir Karakatschanow, am Donnerstag im Fernsehsender bTV in
Sofia. Die Nationalisten wollen mit neuen Grenzblockaden am Freitag
die Einfahrt von Bussen mit Wählern aus der Türkei vereiteln.
Vorübergehende Blockaden an allen drei Grenzübergängen hatte es schon

am Dienstag gegeben. 

Am vergangenen Wochenende hatte die bulgarische Regierung ihre
Botschafterin in Ankara zu Konsultationen zurückgerufen und den
türkischen Botschafter in Sofia einbestellt. Der bulgarische
Sicherheitsdienst hatte außerdem drei Imame mit türkischer
Staatsbürgerschaft für unerwünscht in Bulgarien erklärt.