Neue Energielabel: Hersteller wollen bessere Marktüberwachung

24.03.2017 07:00

Auf der Suche nach stromsparenden Hausgeräten sollen sich die
Verbraucher künftig über ein neues Label informieren können. Die
Industrie sieht die von der EU geplante Neuregelung bisher mit
gemischten Gefühlen.

München (dpa) - Im Zuge der Neuordnung des Energieeffizienz-Labels in
Europa pocht die Industrie auch auf eine bessere Marktüberwachung.
Nötig sei der Ausbau physikalischer Produkttests auf Basis
überprüfbarer Regelungen, teilte der Hausgerätehersteller BSH in
München mit. «Trittbrettfahrer müssen hier von den zuständigen
Behörden identifiziert und sanktioniert werden.»

Die EU will verwirrende Labels für die Energieeffizienz von
Hausgeräten wie A+++ bei Waschmaschinen, Kühlschränken oder
Fernsehern wieder durch eine einfache Skala von A bis G ersetzen.
Darauf hatten sich EU-Unterhändler verständigt. Vorgesehen ist dabei
auch, dass die Geräte in einer Produktdatenbank registriert werden.
Behörden sollen dies zur Marktrecherche nutzen, um sicherzustellen,
dass die Angaben auch stimmen.

BSH Hausgeräte bezeichnete die Re-Skalierung als einen richtigen
Schritt, um mehr Klarheit zu schaffen. Allerdings müssten dabei die
unterschiedlichen technischen Eigenschaften und das technische
Potenzial der jeweiligen Produkte berücksichtigt werden. «Die
Re-Skalierung darf am Markt nicht zu einer wahrgenommenen Entwertung
von sehr energieeffizienten Hausgeräten führen», hieß es bei dem
Hersteller. «Das wird derzeit durch die Rahmenverordnung leider nicht
ausgeschlossen.» An erster Stelle müssten Transparenz und
Verständlichkeit für die Verbraucher stehen, damit sie den Angaben
des Energielabels weiter vertrauen und sich für energie- und
umwelteffiziente Geräte entscheiden.

Auch der Branchenverband ZVEI hatte betont, die Verbraucher müssten
aufgrund der Neuregelung umdenken. Zugleich forderte der
Geschäftsführer der Hausgeräte-Fachverbände im ZVEI, Werner Scholz,

die langfristige Stabilität eines neuen Labels. «Die Hersteller
brauchen Planungssicherheit, weitere Überarbeitungen in kurzen
Zeitabständen halten wir für nicht zielführend.»

Auch die neue Datenbank sieht der ZVEI skeptisch. Diese müsse ständig
auf Vollständigkeit und korrekte Angaben geprüft werden. «Wichtiger
als die Überprüfung nach Daten- oder Aktenlage ist aber die
tatsächliche physikalische Nachprüfung der Labelangaben», so Scholz.

«Aufwand und Nutzen stehen bei der Datenbank in einem schlechten
Verhältnis.»

Verbraucherschützer hatten den EU-Vorstoß begrüßt. Allerdings
kritisierte etwa der Verbraucherzentrale Bundesverband, dass es zu
lange dauere, bis Verbraucher die neue Kennzeichnung im Handel
vorfinden werden. Dies könne noch deutlich mehr als zwei Jahre
dauern.