Rektor von bedrängter US-Uni in Ungarn verbittet sich Einmischung

24.04.2017 21:31

Brüssel (dpa) - Die von Schließung bedrohte Central European
University in Budapest verlangt das Recht auf freie Forschung und
Lehre ohne Einmischung der ungarischen Regierung. Das politische
Programm von Ministerpräsident Viktor Orban interessiere ihn nicht,
sagte CEU-Rektor Michael Ignatieff am Montagabend in Brüssel. «Mein
Punkt ist viel einfacher: Nehmt freie Institutionen nicht als Geisel,
um politische Programme voranzubringen, egal welche. Lasst uns in
Dreiteufelsnamen zufrieden.»

Orbans Regierungsmehrheit im ungarischen Parlament hatte im
Hochschulgesetz Bedingungen festgeschrieben, die die CEU nicht
erfüllt. Die vom US-Milliardär George Soros gegründete und seit
Jahrzehnten in Ungarn tätige Hochschule muss deshalb womöglich
schließen. Orban wirft Soros vor, sich in ungarische Angelegenheiten
einzumischen. Ignatieff sprach hingegen von einer «politisch
motivierten Attacke» der ungarischen Regierung gegen die CEU.

Der ungarische Botschafter in Belgien, Zoltan Nagy, verteidigte die
Linie seiner Regierung. Das Gesetz ziele darauf, Unregelmäßigkeiten
bei den Aktivitäten der CEU zu korrigieren. Darunter seien Probleme
bei der Akkreditierung von akademischen Progammen. «Meine Regierung
sieht die CEU nicht als Schlachtfeld für die Diskussionen mit George
Soros und es geht hier mit Sicherheit nicht um politische Rache gegen
seine Institution», sagte Nagy.