Devisen: Merkel-Aussagen beflügeln Eurokurs

22.05.2017 17:28

Frankfurt/Main (dpa) - Der Eurokurs hat am Montag deutlich zugelegt
und ist auf den höchsten Stand seit November gestiegen. Experten
machten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für die Entwicklung
verantwortlich. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1250
US-Dollar gehandelt, nachdem sie in der Spitze bis auf 1,1264 Dollar
gestiegen war. Am Vormittag hatte der Euro noch merklich unter 1,12
Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den
Referenzkurs auf 1,1243 (Freitag: 1,1179) Dollar fest. Der Dollar
kostete damit 0,8894 (0,8945) Euro.

Merkel hatte laut der Nachrichtenagentur Bloomberg vor Schülern in
Berlin gesagt: «Der Euro ist zu schwach - und das liegt an der
EZB-Politik - und somit sind deutsche Produkte vergleichsweise
billig.» Daher würden mehr deutsche Produkte gekauft. «Es ist sehr
ungewöhnlich, dass sich die Bundeskanzlerin zum Wechselkurs äußert
und widerspricht auch den Abmachungen der internationalen Politik»,
sagte Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte bei der Commerzbank.
Deutschland wurde zuletzt von den USA aber auch von anderen Staaten
immer wieder für die hohen Überschüsse im Außenhandel kritisiert.

Zudem herrsche am Markt derzeit eine grundsätzliche Euro-Stärke,
sagte Leuchtmann. Politische Unsicherheiten seien nach der
Präsidentschaftswahl in Frankreich gesunken. An den Märkten rechne
man schon für Mitte 2018 mit einer Leitzinsanhebung durch die EZB.
Diese Erwartungen sind laut Leuchtmann jedoch übertrieben und der
Kurs könnte schon etwas zu hoch gelaufen sein.

Etwas unter Druck geriet das britische Pfund. Der für den Brexit
zuständige Minister David Davis hatte am Wochenende mit dem Abbruch
der Verhandlungen mit der EU über den Austritt seines Landes gedroht,
falls diese an ihrer Forderung von 100 Milliarden Euro festhalten
sollte. «Dies zeigt, wie schwierig die Verhandlungen werden», sagte
Leuchtmann. Noch gingen die Märkte von einer Einigung aus. Die
Unsicherheit sollte jedoch im Verlauf der nächsten zwei Jahre
steigen. Das Pfund dürfte daher tendenziell unter Druck geraten.

Die EZB legte die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86353 (0,85908)
britische Pfund, 125,18 (124,35) japanische Yen und 1,0911 (1,0921)
Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde in London am
Nachmittag mit 1258,85 (Freitag: 1252,00) Dollar gefixt. Ein
Kilogramm Gold kostete 35 993,00 (36 141,00) Euro.