Wie gut geht Europa baden? Von Gregor Tholl, dpa

23.05.2017 16:08

Hier kann Griechenland im europäischen Vergleich bessere Zahlen
vorweisen als Deutschland: Der neue Badegewässer-Bericht der EU ist
da. Ein Überblick mit einigen Fragen und Antworten.

Kopenhagen (dpa) - Der Sommer kommt und mit ihm die Badesaison - egal
ob am Meer, in Flüssen oder Seen. Der am Dienstag in Kopenhagen
vorgestellte EU-Bericht zur Qualität der Badegewässer gibt Hinweise,
wo es sich 2017 gut baden lässt - auch wenn die Daten aus dem
vergangenen Sommer stammen. Einige Fragen und Antworten zu der Studie
der Europäischen Umweltagentur (European Environment Agency/EEA):

Wie ist es um die Gewässer in der EU bestellt?

Im vergangenen Jahr hatten laut dem neuen Bericht 97,2 Prozent aller
Küstenbadegewässer und 94,3 Prozent aller Binnenbadegewässer in der
EU eine mindestens «ausreichende» Qualität und entsprachen damit dem

in der Badegewässerrichtlinie festgelegten Mindestqualitätsstandard.
Im Vergleich zur Saison davor verbesserte sich die Qualität erneut.

Warum haben es Länder mit Meereszugang grundsätzlich leichter?

Allgemein kann gesagt werden, dass die Wasserqualität an der Küste
besser ist als die der Binnenbadegewässer. Laut Umweltagentur liegt
das an der höheren Selbstreinigungsfähigkeit des Meeres. Außerdem
liegen viele Badestellen an den Binnengewässern an kleineren Seen und
langsam fließenden Flüssen, die insbesondere im Sommer nach starkem
Regen anfälliger sind für kurzzeitige Verschmutzungen.

Welche EU-Länder sind in Sachen Badestellen die besten?

In fünf Ländern waren mindestens 95 Prozent der Badegewässer von
«ausgezeichneter Qualität»: Luxemburg (alle elf Badegewässer), Zype
rn
und Malta (99 Prozent der Badegewässer) sowie Griechenland (97
Prozent) und Österreich (95 Prozent). In Deutschland bekamen 90,8
Prozent der aufgelisteten Badestellen das höchste Label «excellent».


Wie viele mangelhafte Badegewässer gibt es in der EU?

Von der Badesaison 2015 zur Saison 2016 ging die absolute Zahl der
mangelhaften Badegewässer zurück: und zwar von 383 auf 316. Bei 93
Badegewässern wurde der Zustand von «mangelhaft» auf «ausreichend
»
heraufgestuft. 72 Badegewässer rutschten dagegen in die
Qualitätsstufe «mangelhaft» ab.

Wo sind die meisten mangelhaften Gewässer in der EU?

Die drei EU-Länder mit der höchsten Anzahl sind Italien (100
Badegewässer von 5518 untersuchten; entspricht 1,8 Prozent),
Frankreich (82 Badegewässer von 3359; 2,4 Prozent) und Spanien (39
Badegewässer von 2191; 1,8 Prozent). Den höchsten Anteil an
Badegewässern mit mangelhafter Qualität verzeichneten jedoch Irland
(4,3 Prozent/6 Badegewässer), Großbritannien (3,2 Prozent/20
Badegewässer) und die Slowakei (3 Prozent/ein Gewässer).

Welche Gewässer sind in Deutschland «mangelhaft»?

In Deutschland haben nur fünf Badestellen das Rating «poor»: eine an

der Ostsee in der Nähe der Insel Rügen (in Tremt/Gemeinde Sundhagen),
eine am Fluss Kocher in Baden-Württemberg (Kocherbadebucht in
Künzelsau), eine am Finsterroter See in Wüstenrot (ebenfalls
Baden-Württemberg) sowie zwei Badeplätze am See Dümmer (im
niedersächsischen Lembruch).

Was passiert an den mangelhaften Gewässern?

Laut EEA gibt es zunächst nur Empfehlungen: So sollte für alle
Badegewässer, die in der Saison 2016 eine mangelhafte Wasserqualität
aufwiesen, in der Saison 2017 ein Badeverbot verhängt oder zumindest
vom Baden abgeraten werden. Außerdem sollen Maßnahmen ergriffen
werden, um die Verschmutzungen zu verringern oder zu verhindern.
«Wird ein Badegewässer in fünf aufeinanderfolgenden Jahren als
«mangelhaft» klassifiziert, ist es mit einem dauerhaften Badeverbot
zu belegen beziehungsweise mit einem dauerhaften Warnhinweis...».

Was ist diesen Sommer an den deutschen mangelhaften Gewässern los?

Ein fünftes «mangelhaft» hintereinander hätte dem Finsterroter See

bei den anstehenden Messungen 2017 gedroht. Doch nach den wiederholt
schlechten Noten hat die Gemeinde Wüstenrot den See als Badegewässer
abgemeldet. Die Badestelle werde in dieser Saison nicht mehr beprobt
und 2018 nicht mehr in der Liste der überwachten Gewässer erscheinen.
Womöglich sei der See, der sich in Privatbesitz befinde, zu flach, um
sich selbstreinigen zu können, heißt es im Gesundheitsamt des Kreises
Heilbronn. Die Kocherbadebucht am Flüsschen Kocher in Künzelsau ist
von der Gemeinde zur neuen Saison geschlossen worden. Vom Baden im
Kocher werde abgeraten, verboten sei es aber nicht. Für Tremt an der
Ostsee ist ein Badeverbot erlassen worden. Die Verunreinigungen
stammen vermutlich aus der Landwirtschaft, wie es aus dem Landesamt
für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern heißt. Für den
Dümmer in Niedersachsen heißt es aus den Gesundheitsbehörden des
Landkreises Diepholz, die Lage habe sich verbessert: Erste Proben
2017 seien gut. «Es besteht keine Einschränkung für den Badebetrieb.
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