EZB-Chefvolkswirt: «Briten haben großen Fehler begangen»

22.06.2017 13:09

Berlin (dpa) - Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB),
Peter Praet, hält den Ausstieg der Briten aus der Europäischen Union
eindeutig für einen Irrtum. «Meiner Ansicht nach haben die Briten
einen großen Fehler begangen», sagte der Belgier «Spiegel Online».

Populistische Kräfte hätten die Ängste der Briten geschürt, und Ang
st
sei kein guter Ratgeber. «Der Schaden ist da, das britische
Wirtschaftswachstum verlangsamt sich bereits.»

Jetzt gehe es nur noch darum, die negativen Auswirkungen zu
minimieren, sagte Praet. «Ich hoffe, dass es noch eine einigermaßen
vernünftige Lösung gibt.» Er verwies darauf, dass Europa einen
robusten institutionellen Rahmen biete, auch was den Handel betrifft.
«Der Binnenmarkt funktioniert und ist sehr wichtig. Und nun
verabschiedet sich dieses Land davon und begibt sich in große
Unsicherheit.»

Nach Beginn der Brexit-Gespräche hatte die britische Regierung diese
Woche acht Gesetzentwürfe vorgestellt, mit denen der Austritt aus der
Europäischen Union geregelt werden soll. Demnach soll das noch
geltende EU-Recht durch Neuregelungen unter anderem bei Zöllen,
Handel und Einwanderung ersetzt werden. Damit bereiten sich die
Briten auf einen Austritt aus der Zollunion und aus dem
EU-Binnenmarkt vor. Damit würde dann auch die Freizügigkeit für
EU-Bürger enden, das heißt diese können beispielsweise in
Großbritannien nicht mehr ohne Arbeitserlaubnis arbeiten oder in dem
Land wohnen. Zudem werden Fischfang, Landwirtschaft und die atomare
Sicherung unabhängig von der Europäischen Union neu geregelt.