Merkel: EU soll mit USA erneut über Freihandelsabkommen sprechen

27.06.2017 22:33

Seinen Berlin-Besuch muss US-Handelsminister Ross kurzfristig
absagen. Dafür ist er per Video zu einem Wirtschaftstreffen der CDU
in Berlin zugeschaltet. Und erklärt seine Sicht zum Streit um
Stahlimporte. Zumindest in Sachen TTIP ist er sich mit Kanzlerin
Merkel einig.

Berlin (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Handelsminister
Wilbur Ross haben sich für einen neuen Anlauf in den Verhandlungen
über das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen der EU mit den
USA ausgesprochen. Die Verhandlungen sollten wieder aufgenommen
werden, sagte die CDU-Chefin am Dienstag in Berlin auf einer
Veranstaltung des Wirtschaftsrates der CDU.

Ohne strukturierte Verhandlungen könne die Vielzahl der
Handelsprobleme nicht bewältigt werden. «Und deshalb spreche ich
mich dafür aus, dass wir die Verhandlungen wirklich für ein solches
Freihandelsabkommen wieder in Gang bringen und dabei auch die
Vielzahl der Probleme miteinander klären», sagte Merkel.

Ross verwies in einer aus Washington zugeschalteten Videobotschaft,
dass die EU mit Mexiko und Kanada Verträge geschlossen habe, nicht
aber mit den USA. Er kündigte zugleich an, hart gegen
«Dumping-Importe» vorgehen zu wollen, die unter Produktionskosten
angeboten würden. Die USA seien der weltgrößte Importeur von Stahl
und auch größtes «Opfer illegaler Praktiken», sagte Ross, der zuvor

seinen Berlin-Besuch abgesagt hatte.

Er kündigte erneut einen umfangreichen Bericht für US-Präsident
Donald Trump an, mit Empfehlungen zum Schutz der US-Stahl- und
Aluminiumindustrie. Ross betonte zugleich, dass alle Seiten gehört
würden. Es müssten zudem Lücken geschlossen werden, die es in den
Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) gebe.

Mit Blick auf den Handel zwischen der EU und den USA sprach Ross von
einem Missverhältnis zu Lasten der Vereinigten Staaten. Unter anderem
Energieexporte aus den USA nach Europa sollten erleichtert werden -
beispielsweise bei Flüssig-Erdgas.