Griechenland hofft auf Rückkehr an Finanzmärkte

22.07.2017 12:04

Das Tauziehen um Griechenlands Finanzen dauert an. Nächster Akt:
Athen plant - zunächst probeweise - wieder den Gang an die Märkte.
Die Stimmung bei den Verantwortlichen scheint gut zu sein.

Athen (dpa) - Die bessere Bewertung der Ratingagentur S&P für die
Aussichten von Griechenlands Finanzlage könnte nach Einschätzung
griechischer Medien und Experten den Weg zur Rückkehr an die
Finanzmärkte ebnen. In Athen gingen mehrere Zeitungen am Samstag
davon aus, dass das Finanzministerium in den kommenden Tagen einen
Probe-Anlauf für die Ausgabe neuer Staatsanleihen starten dürfte. Ein
Diplomat äußerte sich ähnlich. Das Vorhaben ist aber nicht leicht.

«Die Aussagen des Internationalen Währungsfonds, von S&P sowie
zahlreicher EU-Funktionäre geben grünes Licht für die Vorbereitungen

des Landes zu einem ersten Marktgang», meinte etwa das regierungsnahe

linke Blatt «I Avgi». Auch die konservative Zeitung «Kathimerini»

schätzt, dass dieser Schritt bevorsteht. Dies müsste allerdings bis
zum Monatsende geschehen, so das Wirtschaftsportal «capital.gr» -
also vor dem Beginn des Ferienmonats August.

Das «Unternehmen Marktgang» - wie es einige Experten in Athen nennen
- sei keine einfache Sache. Er handele sich vorerst um einen Test.
Die Stunde der Wahrheit werde erst im August 2018 schlagen, hieß es
aus Finanzkreisern in Athen. Dann endet das aktuelle Hilfsprogramm.

Zunächst wird nun mit einer fünfjährigen Anleihe im Gesamtwert von
zwei Milliarden Euro gerechnet. Die Regierung wäre zufrieden, wenn
ein Zinssatz zwischen 4,2 und 4,5 Prozent erzielt werden könnte. Das
wäre deutlich besser als der Zinssatz, den das konservative Kabinett
2014 bei der letzten Emission mit damals 4,95 Prozent bekommen hatte.

Wann das Orderbuch geöffnet werden soll, ist jedoch noch unklar. «Wir
werden Kredite nicht als Selbstzweck aufnehmen», hatte ein hoher
Regierungsvertreter am Freitag der Deutschen Presse-Agentur gesagt.

Ziel Athens ist es nach Ansicht eines Diplomaten, im Sommer 2018 eine
Art «Cash-Polster» von rund zehn Milliarden Euro mit mehreren
kleineren Marktgängen zu bilden. «Wer eine prall gefüllte Geldbör
se
mit zehn Milliarden Euro hat, der kann sich leichter und zu besseren
Zinsen Geld leihen», sagte er am Samstag der dpa. «Die nächste Woche

wird spannend für die griechischen Finanzen sein.»

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hatte am Freitagabend
erklärt, dass Griechenland eine bessere Note für die Kreditwürdigkeit

in Aussicht gestellt werde: Der Ausblick für das Rating wurde von
«stabil» auf «positiv» angehoben. Die aktuelle Bonitätsnote blieb

aber bei «B-» - sie liegt damit weiter tief im sogenannten
Ramschbereich für riskante Anlagen.

Bereits am Donnerstag hatte der Internationale Währungsfonds (IWF)
seine Beteiligung an einem weiteren Hilfsprogramm für Griechenland
zugesagt. Dies knüpfte der IWF jedoch an die Forderung, dass der
griechische Schuldenberg - zurzeit gut 176 Prozent der
Wirtschaftsleistung - verringert werden müsse.