17 Länder von Eierskandal betroffen - Gespräche auf EU-Ebene geplant Von Valentin Frimmer, dpa

11.08.2017 18:07

Der Skandal um Fipronil nimmt kein Ende. Immer mehr Länder melden
belastete Eier. Und die EU plant Gespräche darüber, welche Lehren
gezogen werden müssen.

Brüssel (dpa) - Kein Tag vergeht ohne neue Schlagzeilen zum
Fipronil-Skandal. Immer mehr Länder melden Eier, die mit dem
Insektizid belastet sind. Die EU will schon bald über Reaktionen auf
den Skandal beraten. Gegen zwei mutmaßliche Schlüsselfiguren wird
ermittelt. Ein Überblick:

Die Ermittlungen

Die beiden Chefs des niederländischen Unternehmens Chickfriend
bleiben vorerst in Untersuchungshaft. Sie sollen weiter vernommen
werden, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Am Montag müsse
dann über eine mögliche Verlängerung der Untersuchungshaft
entschieden werden. Die Männer waren am Donnerstag wegen des
Verdachts der Gefährdung der öffentlichen Gesundheit und des Besitzes
verbotener Stoffe festgenommen worden. Was die beiden zu den
Vorwürfen sagen, ist noch nicht bekannt.

Chickfriend ist ein Dienstleistungsunternehmen, das unter anderem
Ställe reinigt. Der Vorwurf: Die Firma soll wissentlich eine an sich
zugelassene Desinfektionslösung verwendet haben, der aber Fipronil
zugesetzt worden war. Bei dem Stoff handelt es sich um ein
Insektizid, das in der Geflügelhaltung nicht verwendet werden darf.
Es gilt in höheren Dosen als gefährlich. Die Konzentrationen, die in
den belasteten Eiern gefunden wurden, sind im Vergleich dazu extrem
gering.

Die Ausweitung des Skandals

Nach Angaben der EU-Kommission hat der Skandal mittlerweile 15
EU-Staaten erreicht. Darunter sind Großbritannien, Italien,
Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien und die Niederlande.
Auch in der Schweiz und in Hongkong sind Eier oder Eierprodukte
aufgetaucht, die mit dem Insektizid Fipronil verunreinigt sind.

Nach Deutschland wurden laut Bundeslandwirtschaftsministerium «rund
10,7 Millionen möglicherweise mit Fipronil belastete Eier aus den
Niederlanden (...) geliefert», wie die «Rheinische Post» (Freitag)

berichtete. Die Zeitung beruft sich auf eine Antwort des Ministeriums
auf eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion.

Bislang wurden in Belgien, Frankreich, den Niederlanden und in
Deutschland nach EU-Angaben Höfe von Geflügelzüchtern gesperrt, wei
l
dort mutmaßlich Fipronil verwendet wurde. In Niedersachsen wurden
laut dem dortigen Umweltministerium bei vier eierproduzierenden
Betrieben das mit Fipronil versetzte Desinfektionsmittel eingesetzt.
Am Freitag wurde bekannt, dass Eier aus einem Betrieb in
Mecklenburg-Vorpommern positiv auf Fipronil getestet wurden. Die Eier
waren laut dortigem Agrarministerium aber nicht für den Verzehr
bestimmt, sondern stammten aus einem Zuchtbetrieb für Elterntiere.

Die politische Dimension

Auf Vorschlag Deutschlands hin soll es Anfang September erste
politische Gespräche über eine mögliche EU-Reaktion auf den
Fipronil-Skandal geben. Darauf einigten sich am Freitag
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) und
EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis, wie ein deutscher
Sprecher mitteilte. Die Gespräche sollen am 4. oder 5. September am
Rande eines Agrarministertreffens in Estland stattfinden. Teilnehmen
sollen die Minister der betroffenen Staaten.

Die EU-Kommission hatte kurz zuvor mitgeteilt, dass ein offizielles
Sondertreffen erst am 26. September stattfinden soll. Um alle
relevanten Informationen bewerten zu können, habe die Kommission
bewusst einen Termin mit zeitlichem Abstand gewählt, hieß es zur
Erklärung. Ziel des Treffens sei es, aus dem aktuellen Fall zu lernen
und die Koordinierung und das Frühwarnsystem zu verbessern.