Berlusconi zurück in Brüssel - neugierig auf Merkel

19.10.2017 13:45

Brüssel (dpa) - Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio
Berlusconi ist zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder zu einem
EU-Gipfel nach Brüssel gekommen. Allerdings nahm er am Donnerstag
mangels eines Amtes nicht an den Beratungen der Staats- und
Regierungschefs teil, sondern am vorausgehenden Gipfel der
konservativen Europäischen Volkspartei EVP. Dort traf der 81-jährige
Gründer der konservativen Forza Italia auch mit Kanzlerin Angela
Merkel (CDU) zusammen.

Er sei «neugierig» von Merkel zu erfahren, wie weit die Gespräche zur

Bildung einer neuen Regierung in Deutschland vorangekommen seien,
sagte Berlusconi unmittelbar vor dem EVP-Treffen. Darüber hinaus gebe
es viele Dinge zu bereden, etwa über die Flüchtlingsfrage und die
Reform des Dublin-Systems zur Asylpolitik. Es müsse nach wie vor eine
Umverteilung von Flüchtlingen innerhalb der europäischen Länder
geben, betonte er.

In Italien gebe es nicht nur das dramatische Flüchtlingsproblem,
sondern einen Anstieg der Armut auf 15 Millionen - «ein Italiener von
vieren» -, und eine besorgniserregende Beschäftigungslage für junge

Menschen. «Wir sind das Schlusslicht in Europa, was die Entwicklung
angeht», sagte Berlusconi, der zwischen 1994 und 2011 viermal
Ministerpräsident in Rom war.

Vor den Neuwahlen in Italien gelte es, extremistische und
unverantwortliche Parteien zu bekämpfen. «Deshalb bin ich noch da,
gegen den Rat meiner Kinder, meiner Manager», sagte Berlusconi.
«Diese Kräfte dürfen keinen Rückenwind bekommen, sie sind wirklich

gefährlich.»