EU-Kommissarin setzt auf Kompromiss bei Entsenderichtlinien-Reform

23.10.2017 00:43

Luxemburg (dpa) - EU-Sozialkommissarin Marianne Thyssen setzt bei den
anstehenden Verhandlungen der europäischen Arbeits- und
Sozialminister über eine Verschärfung der Entsenderichtlinie auf
einen schnellen Kompromiss. Sie glaube, dass es bei den Gesprächen am
Montag in Luxemburg «einen Durchbruch» geben könne, sagte Thyssen der

Zeitung «Die Welt» (Montag). «Arbeitnehmer und Unternehmen erwarten,

dass wir dieses Mal zu einer Einigung kommen.»

Die Regelung ermöglicht es, dass Unternehmen Mitarbeiter zur Arbeit
in ein anderes EU-Land schicken. Ein Reformvorschlag der
EU-Kommission sieht vor, dass künftig dieselbe Arbeit an ein und
demselben Ort in der Regel gleich bezahlt werden muss. Entsandte
Arbeitnehmer könnten demnach nicht mehr fundamental schlechter
bezahlt werden als die Kollegen im Gastland.

«Ich bin voll und ganz für Freizügigkeit. Aber es kann nicht zugehen

wie im Dschungel», sagte Thyssen.

Die Richtlinie ist vor allem in Frankreich vor dem Hintergrund der
hohen Arbeitslosigkeit seit Jahren ein Streitthema, die
Rechtspopulistin Marine Le Pen hatte im Wahlkampf vehement ihre
Abschaffung gefordert. Das Land dringt in den Verhandlungen nun etwa
darauf, Entsendungen auf ein Jahr zu begrenzen.

In manchen östlichen EU-Staaten wird die geplante Neuregelung
allerdings als eine Gefahr für heimische Unternehmen gesehen.
Letztere haben in Ländern wie Frankreich und Deutschland nicht selten
Wettbewerbsvorteile, weil sie ihren Arbeitern Löhne auf Heimatniveau
zahlen.