EU-Politikerin: Griechische Flüchtlingscamps nicht winterfest

14.11.2017 15:05

Athen (dpa) - Die EU-Politikerin Barbara Lochbihler warnt vor einer
bevorstehenden humanitären Katastrophe in den Flüchtlingslagern auf
den griechischen Inseln. «Das Lager Moria auf Lesbos ist mit gut 6500
Bewohnern dreimal überbelegt. Mindestens 1500 von ihnen leben derzeit
in Zelten, die nicht beheizbar sind», sagte Lochbihler der Deutschen
Presseagentur am Dienstag nach einem Besuch auf der Insel. Die
Infrastruktur reiche für so viele Menschen einfach nicht aus; manche
Flüchtlinge und Migranten lebten bereits seit eineinhalb Jahren unter
diesen Bedingungen, so dass Frust und Aggressionen täglich zunähmen.

«Die Ursachen für diese Situation sind neben dem Anstieg der
Flüchtlingszahlen Missmanagement auf griechischer Seite und der Druck
durch die Europäische Kommission, Flüchtlinge nicht auf dem Festland
unterzubringen, wo die Möglichkeiten besser wären», sagte die
EU-Parlamentarierin, die Vizepräsidentin des
Menschenrechtsausschusses des EU-Parlaments ist. Erst kürzlich habe
EU-Kommissionsvize Frans Timmermanns in einem Interview bekräftigt,
die Flüchtlinge seien auch weiterhin auf den Inseln festzuhalten.
Lochbihler forderte, die griechischen Behörden müssten mit
Unterstützung der EU-Kommission schnell einen Notfallplan vorlegen.

Seit Monaten nimmt die Zahl der Flüchtlinge und Migranten auf den
griechischen Inseln in der Ostägäis wieder zu. Im Schnitt setzen
täglich rund 200 Menschen illegal von der Türkei über. Insgesamt
harren nach offiziellen Angaben derzeit 15 200 Flüchtlinge und
Migranten auf den Inseln Lesbos, Samos, Chios, Leros und Kos aus. Die
Kapazität liegt bei knapp 8000 Plätzen. Das EU-Parlament will am
Mittwoch über einen Winterhilfsplan für Asylbewerber debattieren.