235 Tote bei Moschee-Anschlag in Ägypten - Sisi droht Tätern

24.11.2017 22:48

Seit langem versuchen die Sicherheitskräfte in Ägypten, einen Ableger
der Terrormiliz IS auf der Sinai-Halbinsel zu bekämpfen. Hunderte
Polizisten sind schon bei Anschlägen und Schusswechseln getötet
worden. Jetzt trifft es Betende in einer Moschee.

Kairo (dpa) - Bei einem der schwersten Anschläge der vergangenen
Jahre in Ägypten sind mindestens 235 Menschen getötet worden. Etwa
109 weitere Menschen seien bei dem Angriff auf eine Moschee im Norden
der Sinai-Halbinsel verletzt worden, berichtete das staatliche
Fernsehen unter Berufung auf eine Erklärung des zuständigen
Staatsanwaltes. Präsident Abdel Fattah al-Sisi kündigte eine «harte
Antwort» an. «Wir werden mit aller Härte auf diesen Akt der
Terroristen antworten», sagte er in einer Fernsehansprache. «Militär

und Polizei werden unsere Märtyrer mit aller Kraft rächen.»

Die EU sicherte Ägypten Beistand zu. «Als Europäer teilen wir die
Trauer (...), als europäische Institutionen werden wir beim Kampf
gegen den Terrorismus an der Seite der ägyptischen Behörden und des
Volkes stehen», sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am
Freitag. Auch Papst Franziskus verurteilte die Tat scharf.

Wie es aus ägyptischen Sicherheitskreisen hieß, legten Angreifer
zunächst mehrere Sprengsätze rund um die Al-Rawdah-Moschee rund 40
Kilometer westlich der Provinzhauptstadt Al-Arisch und zündeten sie,
als die Gläubigen nach dem Freitagsgebet herauskamen. Anschließend
hätten sie auf Flüchtende geschossen, hieß es weiter.

Auf Bildern, die direkt nach dem Anschlag in den sozialen Netzwerken
geteilt wurden, sind zahlreiche Körper zu sehen, die im Innern einer
Moschee auf dem Boden liegen und teilweise mit Decken oder
Kleidungsstücken abgedeckt sind. Der grüne Teppichboden der Moschee
ist voller Blutflecken. Auf anderen Fotos werden Menschen in
Krankenwagen und auf der offenen Ladefläche von Autos weggefahren.

Ägyptische Sicherheitskräfte waren auf der Suche nach den Angreifern.
Sie würden sie in der Umgebung der Moschee verfolgen, hieß es aus
Sicherheitskreisen. Bei dem Gotteshaus soll es sich demnach um eine
Moschee eines Sufi-Ordens handeln. Im vergangenen Jahr hatte es in
Ägypten mehrere Anschläge auf Christen und Kirchen gegeben. Der
ägyptische Staat erklärte eine dreitägige Trauerzeit für die Opfer

des Angriffs.

«Die Welt kann Terror nicht tolerieren, wir müssen sie (die
Terroristen) militärisch besiegen und ihre extremistische Ideologie,
auf der ihre ganze Existenz fußt, diskreditieren», schrieb
US-Präsident Donald Trump auf Twitter. «Schreckliche und feige
Terrorattacke auf unschuldige und wehrlose Gläubige.» Bundeskanzlerin
Angela Merkel kondolierte mit einem Telegramm und erklärte: «Ich
verurteile diesen niederträchtigen Anschlag auf das Schärfste. Seien
Sie versichert, dass Deutschland im Kampf gegen den Terror weiter an
der Seite Ihres Landes und der Menschen in Ägypten stehen wird.»

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilte den «barbarischen
Terroranschlag» auf Twitter. Großbritanniens Außenminister Boris
Johnson zeigte sich «tief erschüttert über den abscheulichen Angriff
»
und der israelische Erziehungsminister Naftali Bennett sagte, dass
«die mörderische Attacke ein Zeugnis dafür ist, dass eine neue
Weltordnung um uns herum geschaffen wird». Darin werde unterschieden
zwischen Terrorunterstützern wie dem Iran und dem IS und
Unterstützern der Menschlichkeit, sagte der führende Minister der
israelischen Regierungskoalition.

Auf der Sinai-Halbinsel kommt es immer wieder zu terroristischen
Angriffen eines Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Vor
allem Sicherheitskräfte sind im Visier der Islamisten. Militär und
Polizei gehen in der Region massiv gegen mutmaßliche Terroristen vor.
Bei Razzien kam es zuletzt häufiger zu tödlichen Schusswechseln. Die
Region im Norden der Halbinsel ist zu großen Teilen militärisches
Sperrgebiet.