EU-Bürger meiden Großbritannien - Einwanderungsüberschuss geht zurü ck

30.11.2017 12:43

London (dpa) - Immer weniger EU-Bürger zieht es nach Großbritannien
zur Arbeitssuche. Das geht aus den jüngsten Schätzungen der
britischen Statistikbehörde ONS (Office for National Statistics)
hervor. Zwar wanderten seit dem Brexit-Votum im vergangenen Jahr
230 000 Menschen mehr in das Land ein als aus - doch das sind etwa
100 000 weniger als im Jahr davor.

Mehr als drei Viertel des Einwanderungsrückgangs ist auf EU-Bürger
zurückzuführen. Vor allem die Zahl der Menschen, die vom Kontinent
ohne feste Jobzusage ins Vereinigte Königreich reisten, ist
zurückgegangen, so die Experten. Waren es in den zwölf Monaten bis
Juni 2016 noch 130 000 EU-Arbeitssuchende, kamen im Jahr darauf nur
noch 74 000. Auch die Zahl der EU-Bürger, die Großbritannien im
selben Zeitraum den Rücken kehrten, wuchs deutlich von 95 000 im
Vorjahr auf 123 000.

Die Regierung von Premierministerin Theresa May dürfte diese
Neuigkeiten mit gemischten Gefühlen aufgenommen haben. Zum einen hat
sie sich zum Ziel gesetzt, den Einwanderungsüberschuss - also die
Differenz zwischen Ein- und Auswanderung - auf unter
100 000 zu drücken, zum anderen klagt die Wirtschaft schon jetzt über
Arbeitskräftemangel. Erst am Mittwoch hatten mehrere
Unternehmensverbände aus der Baubranche deutlich vor einem
Arbeitskräftemangel gewarnt. Auch andere Bereiche wie Landwirtschaft
und Hotelgewerbe fürchten um ihre billigen Arbeitskräfte.