Eurogruppe wählt neuen Vorsitzenden

04.12.2017 03:30

In der Schuldenkrise wurde die Eurogruppe zum wohl wichtigsten
europäischen Finanzgremium. Nach fünf Jahren wird nun ein Nachfolger

für den Niederländer Jeroen Dijsselbloem gesucht.

Brüssel (dpa) - Die Euro-Finanzminister wollen am Montag (13 Uhr)
eine richtungsweisende Personalentscheidung treffen. Die 19
Ressortchefs stimmen über einen Nachfolger für den scheidenden
Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem ab. Vier Kandidaten bewerben
sich um das Amt in Europas wichtigstem Finanzgremium. Der Ausgang
scheint offen.

Die Gruppe tagt seit 1998 informell. In den vergangenen Jahren
spielte sie vor allem in der Schuldenkrise eine maßgebliche Rolle.
Hinter verschlossenen Türen entschieden die Minister aus den Ländern
mit der Gemeinschaftswährung dabei über milliardenschwere
Hilfsprogramme und teils harsche Reformauflagen für Krisenländer.

Der niederländische Sozialist Dijsselbloem führte die Gruppe seit
2013. Er übernahm den schwierigen Job mitten in der Schuldenkrise und
galt anfangs als überfordert. Zuletzt erhielt er allerdings für seine
ruhige und präzise Führung von etlichen Seiten Lob. Seine Amtszeit
endet im Januar.

Um den Posten bewerben sich nun der portugiesische Finanzminister
Mario Centeno, sowie die Ressortchefs Pierre Gramegna (Luxemburg),
Peter Kazimir (Slowakei) und Dana Reizniece-Ozola (Lettland). Nach
einem Bericht der «Stuttgarter Zeitung» und der «Stuttgarter
Nachrichten» (Samstag) favorisiert die geschäftsführende
Bundesregierung den Portugiesen Centeno. Eine Bestätigung gab es dazu
vom Bundesfinanzministerium am Wochenende nicht.

Dijsselbloems Amtszeit war vor allem von nächtlichen Krisensitzungen
zur drohenden Staatspleite in Griechenland bestimmt. Die größte
Herausforderung für den neuen Vorsitzenden dürfte werden, die
Debatten um Reformen der Währungsunion voranzutreiben und die
Eurozone damit besser gegen künftige Krisen zu wappnen.