Portugiese Centeno wird neuer Eurogruppen-Vorsitzender

04.12.2017 17:07

Jean-Claude Juncker, Jeroen Dijsselbloem: Die Liste der bisherigen
Eurogruppen-Chefs ist überschaubar, ihr Einfluss in Europas
Schuldenkrise war erheblich. Künftig leitet Mario Centeno die Treffen
der Gemeinschaftswährungs-Länder.

Brüssel (dpa) - Der portugiesische Finanzminister Mario Centeno
leitet künftig die Eurogruppe. Er setzte sich am Montag gegen seine
Mitbewerber aus Luxemburg, Lettland und der Slowakei durch, wie in
Brüssel bekannt wurde. Centeno führt künftig das Gremium der
Ressortchefs aus den 19 Euroländern.

Die Eurogruppe tagt seit 1998 und gehört seit dem Management der
Euro-Schuldenkrise in den vergangenen Jahren zu einer der weltweit
wichtigsten Finanzgremien. Die Minister entscheiden unter anderem
über milliardenschwere Hilfsprogramme und teils harsche
Reformauflagen für Krisenländer sowie die Ausrichtung von Europas
Wirtschafts- und Finanzpolitik.

Der Eurogruppenchef hat dabei eine herausgehobene Bedeutung, weil er
zugleich Vorsitzender des Gouverneursrat des Euro-Rettungsschirms ESM
ist. Dieser vergibt milliardenschwere Kredite an kriselnde
Euro-Staaten. Hilfsanträge von Staaten in Finanznöten müssen an den
Eurogruppen-Vorsitzenden geschickt werden.

Der niederländische Sozialist Jeroen Dijsselbloem führte die Gruppe
in den vergangenen gut fünf Jahren. Zuvor leitete der heutige
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker die Eurogruppe.
Dijsselbloem übernahm den schwierigen Job mitten in der Schuldenkrise
2013 und galt anfangs als überfordert. Zuletzt erhielt er allerdings
für seine ruhige und präzise Führung von etlichen Seiten Lob. Er galt

als Verbündeter Deutschlands und von Ex-Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble (CDU). Dijsselbloems Mandat endet im Januar. Eine
Verlängerung war nicht möglich, da er nicht mehr Finanzminister
seines Landes ist.

Seine Amtszeit war vor allem von nervenaufreibenden
Notfall-Sitzungen in der Griechenland-Krise bestimmt. Centenos
Aufgabe dürfte es hingegen eher werden, widerstreitende Interessen in
der Währungsunion zusammenzuführen, Reformen voranzutreiben und die
Eurozone damit besser gegen künftige Krisen zu wappnen.