Die seltsame Grenzbrücke zwischen EU und Südamerika

05.12.2017 04:00

Oiapoque (dpa) - Es ist die einzige Grenzbrücke zwischen Europa und
Südamerika, aber eine Grenze fast ohne Verkehr. Das 378 Meter, von
Stahlseilen gehaltene Bauwerk wurde im März eröffnet und verbindet
das brasilianische Oiapoque mit Französisch-Guyana, das zu Frankreich
und damit zur Europäischen Union (EU) gehört. Ansonsten gibt es hier

nur Regenwald - eine unwegsame grüne Grenze. Wer die Grenze per Boot
über Flüsse überquert und weiterreisen will in Französisch-Guayana,

wird spätetens an der einzigen Straße Richtung Cayenne kontrolliert.

Tief im Regenwald gibt sonst nur einen Grenzposten in Camopi, hier
sichert die Fremdenlegion die Grenze. Man wird auf der Grenzbrücke
von einem Schild «France» auf blauem Grund mit den Europasternen
begrüßt, im Gebäude der Grenzverwaltung hängt ein Bild von Präsid
ent
Emmanuel Macron. Viel los scheint nicht zu sein, der Höhepunkt im
Tagesablauf des Chefs kündigt sich pfeifend an. Er kommt aus seinem
Büro, pfeift vor sich hin, und kickt mit dem Fuß einen riesigen Käfer

über den Boden, bis zur Eingangstür und befördert ihn nach draußen.

Die Tür schließt sich, ein grüner Leguan lugt herein, huscht weiter.


Bereits 2011 wurde der Bau vollendet, aber diverse bürokratische
Hürden und Zollfragen führten zu einer sechsjährigen Verzögerung. D
ie
meisten Grenzgänger nutzen trotzdem lieber weiter die kleinen Boote,
die über den Rio Oiapoque zwischen beiden Ländern pendeln. Denn noch
gibt es viele Hürden - daher nutzen die Brasilianer die Brücke kaum.

Raimunda Carmo kann zum Beispiel mit ihrem Taxi nur bis zur
französischen Grenzstation auf der anderen Seite fahren. «Wir können

nicht rüber, wir brauchen eine spezielle Autoversicherung», sagt die
Dame aus dem brasilianischen Oiapoque. Weil diese rund 135 Euro im
Monat kosten würde, fahren praktisch keine brasilianischen Autos
rüber, nur Franzosen zum Einkaufen im günstigeren Brasilien.

Carmo fährt über eine menschenleere Brücke, setzt die Touristen am
Ende der Brücke ab. Dort gibt es drei Kontrollhäuschen, aber an
diesem Tag keinen Verkehr. Das Bauwerk hat immerhin 70 Millionen
Reais (18,3 Mio Euro) gekostet. Der Bau war vor zwanzig Jahren vom
damaligen Präsidenten Brasiliens, Fernando Henrique Cardoso und dem
französischen Präsidenten Jacques Chirac vereinbart worden, aber erst
unter den Nachfolgern Luiz Inácio Lula da Silva und Nicolas Sarkozy
nahm das Projekt Formen an. Auf der brasilianischen Seite fehlt bis
heute eine durchgängig asphaltierte Straße. In der Regenzeit kann
sich die Straße zur Grenzbrücke in eine Schlammlandschaft verwandeln.