Galileo-Dienste seit einem Jahr verfügbar - Betreiber zufrieden

07.12.2017 15:50

Das Satelliten-Navigationssystem Galileo soll Europa vom
amerikanischen GPS unabhängig machen. Vor einem Jahr startete die
ersten Dienste. Die Betreiber sind mit den Fortschritten zufrieden.

Prag (dpa) - Trotz zuletzt aufgetretener Probleme sehen die Betreiber
von Galileo das Europäische Satelliten-Navigationssystem auf
Kurs: Handy-Hersteller wie Samsung, Apple und Huawei rüsteten ihre
Spitzenmodelle inzwischen mit Galileo aus, sagte Carlo des Dorides,
Direktor der Aufsichtsbehörde GSA, am Donnerstag in Prag der
Deutschen Presse-Agentur. «Manchmal nutzen wir Galileo bereits mit
unserem Smartphone, ohne es zu wissen». Des Dorides schätzt, dass gut
die Hälfte aller Smartphone-Apps auf Ortsdaten zurückgreift.

Im Sommer hatte das Satellitenprogramm mit technischen Problemen von
sich reden gemacht. Es gab Schwierigkeiten mit den Atomuhren der
bisher 18 im All stationierten Satelliten. Man habe es mit einer
gegenüber GPS präziseren, aber neuen Technologie zu tun, räumte des
Dorides ein. Neue Satelliten würden mit einer verbesserten Atomuhr
ausgerüstet, bei den alten die Software aktualisiert. «Wir verstehen
das Problem.»

Galileo soll Europa vom amerikanischen GPS unabhängig machen. Ein
Jahr nach dem Start der ersten Dienste zeigen sich die Betreiber
zufrieden: «Branchengrößen weltweit haben die Entscheidung getroffen,

in Galileo zu investieren - das ist die beste Reaktion, die wir
erwarten konnten», bilanziert des Dorides.

Das ursprüngliche Konzept, für präzisere Daten von kommerziellen
Nutzern Geld zu verlangen und damit das Galileo-System zu
finanzieren, steht derzeit auf dem Prüfstand. «Die Idee ist, diese
Daten kostenlos zur Verfügung zu stellen», sagte des Dorides. In
diesem Punkt sei aber auf EU-Ebene noch keine Entscheidung gefallen.
Galileo konkurriert mit dem amerikanischen GPS, dem russischen
Glonass und dem chinesischen Beidou. Nutzen Geräte mehrere dieser
Dienste gleichzeitig, kann die Genauigkeit der Positionsbestimmung
ohnehin erheblich gesteigert werden.

Am kommenden Dienstag startet eine Ariane-5-Rakete, um vier weitere
Galileo-Satelliten in die Erdumlaufbahn zu bringen. Die Gesamtzahl
von 30 Satelliten soll im Jahr 2020 erreicht werden. Galileo wird
unter anderem für eCall verwendet. Das automatische Notrufsystem für
Kraftfahrzeuge muss ab dem 31. März 2018 EU-weit in allen
Neufahrzeugen eingebaut sein. Zudem laufen Forschungsprojekte etwa
zur Ortung von Schiffbrüchigen oder Lawinenverschütteten.