EU-Lebenmittelbehörde: Glyphosat-Gegner diffamieren Wissenschaft

12.12.2017 09:09

Parma (dpa) - Aus Sicht der Europäischen Behörde für
Lebensmittelsicherheit (Efsa) stellen Kritiker des Unkrautvernichters
Glyphosat ihre persönlichen Überzeugungen vor wissenschaftliche
Erkenntnisse. Menschen, die den Einsatz von Glyphosat ablehnten,
befänden sich «in einem Konflikt zwischen Fakten und ihren eigenen
Werten, aber anstatt ihre Werteinstellungen zu ändern, versuchen sie,
die Fakten in Verruf zu bringen», sagte der Efsa-Direktor Bernhard
Url der Deutschen Presse-Agentur im italienischen Parma.

«Bei allem, was wir heute wissen, ist Glyphosat wahrscheinlich nicht
krebserregend. Punkt. Das sagen wir auf der Grundlage von fundierten
wissenschaftlichen Erkenntnissen», erklärte Url. Die Internationale
Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation hatte das
Herbizid im März 2015 als «wahrscheinlich krebserregend» für den
Menschen eingestuft. Wie die Efsa sehen allerdings auch die
Chemikalienagentur Echa und das Bundesinstitut für Risikobewertung
keine ausreichenden Belege für eine solche Gefährdung.

Der Streit um Glyphosat sei stellvertretend für eine Debatte über
Themen wie synthetische Düngemittel, Nachhaltigkeit und große
Konzerne geführt worden, sagte Url. Seine Behörde sei froh, die
«berechtigte gesellschaftliche Diskussion» anderen überlassen zu
können. «Wir wurden in ein politisches Feld hineingezogen, auf dem
wir nicht gewinnen können. Wir sind keine Politiker: Unsere Aufgabe
ist es, an Beweisen, Methodik und Daten festzuhalten.»

Die Zulassung für Glyphosat wurde Ende November nach monatelangem
Streit von der EU um weitere fünf Jahre verlängert. EU-Kommission und
Agrarindustrie waren erleichtert, Verbraucher- und Umweltschützer
entsetzt. Der Unkrautvernichter ist sehr wirksam, gilt als preiswert
und wird weltweit in der Landwirtschaft genutzt, um die Ernteerträge
zu erhöhen.