Kerry: Amerikaner können Klimaziele einhalten - auch ohne Trump

12.12.2017 16:48

Trump wird den weltweiten Klimaschutz nicht ausbremsen können - so
die vorherrschende Überzeugung beim Pariser Klimagipfel. Auch die
Wirtschaft bekundet bei dem von Frankreichs Präsident Macron
angesetzten Treffen guten Willen.

Paris (dpa) - Der Pariser Klimagipfel hat ein entschlossenes Signal
für mehr Klimaschutz gesandt - und will sich von US-Präsident Donald
Trump nicht bremsen lassen. Prominente amerikanische Teilnehmer wie
Ex-Außenminister John Kerry betonten, dass die USA ihre bisherigen
Klimaziele auch gegen Trumps Widerstand einhalten könnten. Er verwies
dabei auf das Engagement von US-Bundesstaaten und
Wirtschaftsunternehmen. «Es wird härter sein (...), aber das heißt
nicht, dass man es nicht schaffen kann», sagte der Demokrat mit Blick
auf die Klimaziele.

Auf Einladung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron berieten am
Dienstag mehr als 50 Staats- und Regierungschefs, zahlreiche
Top-Verantwortliche der Wirtschaft und Experten über den Kampf gegen
den Klimawandel. Die Delegationschefs der mehr als 100 teilnehmenden
Länder fuhren am Nachmittag mit einem Boot zum Veranstaltungsort auf
einer Seine-Insel.

Das Treffen am zweiten Jahrestag des Pariser Klimaabkommens war auch
als Signal gedacht, dass die Welt trotz Trumps Kurs beim Klimaschutz
vorankommt - der US-Präsident hatte im Sommer den Ausstieg aus dem
Klimaabkommen angekündigt.

Im Fokus des «One Planet Summit» mit rund 4000 Teilnehmern stand die
Frage, wie Unternehmen und Investoren beim Klimaschutz an Bord geholt
werden können. Es seien genug Mittel für den Klimaschutz da, sagte
Fidschi-Regierungschef Frank Bainimarama. «Was uns fehlt, sind die
richtigen Anreize, die richtigen Regeln und das Investitionsumfeld.»
Rund 2900 Polizisten schützten das Großereignis.

Ähnlich wie Kerry äußerte sich New Yorks ehemaliger Bürgermeister
Michael Bloomberg: «Gemeinsam werden wir das Ziel erreichen, das
dieses Land in Paris ausgegeben hat», sagte der UN-Sondergesandte für
Klimawandel. «Und es gibt nichts, was Washington tun kann, um uns zu
stoppen.» Die USA hatten unter Trumps Vorgänger Barack Obama
zugesagt, ihre CO2-Emissionen bis 2025 um 26 Prozent zu reduzieren.
Kerry sagte, 38 US-Bundesstaaten hätten sich zu Klimazielen
verpflichtet, das entspreche 80 Prozent der amerikanischen
Bevölkerung.

Macron äußerte sich überzeugt, dass Trump früher oder später sein
e
Absage an das Pariser Klimaabkommen zurücknehmen werde.
Neuverhandlungen über bessere Bedingungen für die USA lehnte er in
einem Interview des US-Senders CBS aber kategorisch ab.

Die Weltgemeinschaft hatte sich im Dezember 2015 das Ziel gesetzt,
den durch Treibhausgase verursachten Temperaturanstieg auf deutlich
unter zwei Grad zu begrenzen. Der Gipfel zeige, dass das Pariser
Abkommen in den Köpfen der Wirtschafts- und Finanzwelt angekommen
sei, sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). «Seine
Umsetzung ist unaufhaltsam - trotz des angekündigten Ausstiegs der
USA.»

Zahlreiche Unternehmen kündigten beim Pariser Gipfel an, sich stärker
für den Klimaschutz zu engagieren. So will der französische
Finanzkonzern Axa den Neubau von Kohlekraftwerken nicht mehr
versichern. Die Weltbank kündigte an, nach 2019 die Erschließung und
Förderung von Öl- und Gas-Vorkommen nicht mehr zu finanzieren.

Auch das bei der UN-Weltklimakonferenz in Bonn ins Leben gerufene
internationale Bündnis für den Kohleausstieg wuchs in Paris weiter -
und Deutschland ist weiter nicht dabei. Fast 30 Länder und Regionen
hätten sich der Allianz seit der Gründung im November angeschlossen,
teilte die britische Regierung mit. Dass Deutschland keinen Plan für
den Ausstieg aus dem klimaschädlichen Kohlestrom hat, kritisieren
Umweltschützer schon lange.

«Wir haben noch keine Gewissheit, was die künftige Bundesregierung
angeht», sagte Hendricks der Deutschen Presse-Agentur. «Darum können

wir hier nicht vorgreifen und dieser Allianz beitreten.» Die
SPD-Politikerin warnte davor, «auf diesem Weg der Atomkraft zum
Comeback zu verhelfen». Atomkraft, die unter anderem für Frankreich
wichtig ist, sei nicht die Lösung für den Klimaschutz. Die Klimaziele
ließen sich nur «schrittweisen, sozial abgefederten Kohleausstieg»
erreichen, so Hendricks.