Air-Berlin-Tochter Niki droht Aus - Lufthansa zieht Angebot zurück

13.12.2017 15:37

Die Vorbehalte der EU-Kommission wogen zu schwer: Die Lufthansa nimmt
Abstand vom Kauf der österreichischen Niki. Lufthansa-Chef Spohr
hatte zuvor betont, er habe einen «Plan B» in der Schublade.

Frankfurt/Main (dpa) - Der Air-Berlin-Tochter Niki droht das Aus. Die
Lufthansa zog am Mittwoch ihr Angebot für die Tochter der insolventen
Fluggesellschaft Air Berlin zurück. Die Bundesregierung rechnet nun
mit der Pleite und der Einstellung des Flugbetriebs. «Insolvenz und
Grounding von Niki sind jetzt die Folge», sagte Regierungssprecher
Steffen Seibert. «Alternative Käufer für Niki standen und stehen bis

heute nicht zur Verfügung, trotz allerlei öffentlicher Ankündigungen

und intensiven Bemühens des Generalbevollmächtigten von Air Berlin.»


Als Grund für den Rückzug gab die Lufthansa an, dass eine schnelle
Freigabe des Erwerbs durch die EU-Kommission nicht zu erwarten sei.
Der im Oktober geschlossene Kaufvertrag könne nicht vollzogen werden.
Air Berlin hatte vor der Erklärung der Bundesregierung mitgeteilt,
man suche jetzt nach Alternativen, um die noch fliegende Niki doch zu
Geld zu machen. Allerdings hielt sich die österreichische
Gesellschaft zuletzt nur noch mit Finanzspritzen der Lufthansa in der
Luft.

Der Rückzieher der Lufthansa bei Niki hat auch Konsequenzen für den
Fiskus. «Durch den unerwarteten Ausfall der Erlöse aus dem
Niki-Verkauf kann der vom Bund verbürgte Kredit der KfW an Air Berlin
möglicherweise nur zum Teil zurückgezahlt werden», sagte Seibert.
«Der Bund wird alles tun, den Schaden für den Steuerzahler zu
begrenzen.» Die Bundesregierung hatte für 150 Millionen Euro eine
Bürgschaft übernommen.

An dem Erwerb der anderen Air-Berlin-Tochter LG Walter solle hingegen
festgehalten werden, teilte Lufthansa weiter mit. Dieser Kauf steht
ebenfalls noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung
der EU-Kommission.

Der Kaufpreis von 18 Millionen Euro sei noch Gegenstand erneuter
Verhandlungen und solle im Wesentlichen zur Tilgung des von der KfW
an Air Berlin gewährten Massekredits verwendet werden. Für Niki und
LG Walter hatte die Lufthansa 210 Millionen Euro geboten.

Mit dem Verzicht auf Start- und Landerechte hatte Lufthansa versucht,
die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission gegen die
Air-Berlin-Teilübernahme zerstreuen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr
hatte für den Fall eines Scheiterns der Niki-Übernahme einen «Plan B
»
angekündigt. Er sehe vor, die Lufthansa-Tochter Eurowings in der
gleichen Größenordnung von rund 20 Flugzeugen aus eigener Kraft
wachsen zu lassen.

«Die Air-Berlin-Gruppe prüft derzeit Verwertungsalternativen für die

Niki Luftfahrtgesellschaft GmbH», betonte Air Berlin nach dem
Rückzieher der Lufthansa in einer Pflichtmitteilung für die Börse.

Air Berlins Generalbevollmächtiger Frank Kebekus hatte noch am
Dienstag mitgeteilt, Lufthansa sei der einzig zuverlässige
Kaufinteressent für Niki. Interesse an einem Kauf hatten in den
vergangenen Monaten auch Thomas Cook (Condor) und der
British-Airways-Mutterkonzern IAG gezeigt.