Aus für Niki: 10 000 Reisende sollen nach Hause gebracht werden

14.12.2017 04:00

Die österreichische Ferienfluglinie fliegt nicht mehr - und das hat
Folgen für Tausende Reisende. Mehrere Airlines basteln an
Ersatz-Flugplänen, und auch die Regierung in Wien schaltet sich ein.

Frankfurt/Berlin (dpa) - Nach dem Aus der Ferienfluglinie Niki
richten sich die Bemühungen darauf, die Fluggäste der Airline nach
Hause zu bringen. In den kommenden zwei Wochen müssen Plätze für bis

zu 10 000 Passagiere organisiert werden, die derzeit im Ausland
unterwegs sind. Die österreichische Regierung kündigte staatliche
Hilfe an.

Die Air-Berlin-Tochter hatte am Mittwoch einen Insolvenzantrag
gestellt und am Abend den Flugbetrieb mit sofortiger Wirkung
eingestellt. Zuvor hatte die Lufthansa ihr Angebot für das
österreichische Unternehmen mit seinen 21 Flugzeugen zurückgezogen.

Von der Pleite sind etwa 1000 Mitarbeiter betroffen. Der vom Gericht
bestellte Insolvenzverwalter Lucas Flöther kündigte an, er versuche,
den Geschäftsbetrieb von Niki «durch einen Schnellverkauf doch noch
zu retten». «Ich werde umgehend Gespräche mit infrage kommenden
Investoren aufnehmen, um einen möglichst großen Teil der
Arbeitsplätze zu erhalten.»

Die Regierung in Wien wolle die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines
notfalls mit Charterflügen beauftragen, sagte ein Sprecher von
Verkehrsminister Jörg Leichtfried der Tageszeitung «Die Presse».
«Mehrere Fluggesellschaften» bereiteten derzeit einen Ersatz-Flugplan
«auf Standby-Basis gegen ein geringes Entgelt aus dem Ausland nach
Deutschland, Österreich und die Schweiz» vor, teilte Niki mit. Der
«Presse» zufolge sind rund 800 000 bereits verkaufte Tickets nun
wertlos.

Niki wie auch der Mutterkonzern Air Berlin kritisierten die
EU-Kommission. «Auslöser für den heute erfolgten Schritt ist das Nein

der Europäischen Kommission zum Verkauf der Niki an die
Lufthansa-Gruppe wegen angeblicher Einschränkungen des Wettbewerbs»,
betonte das österreichische Unternehmen in einer Mitteilung. Der
Generalbevollmächtigte von Air Berlin, Frank Kebekus, sagte: «Die
Position der Europäischen Kommission ist nicht nachvollziehbar.»

Air Berlin habe nach den ersten Bedenken der EU-Kommission gegen eine
Niki-Übernahme durch die Lufthansa erneut Kontakt zu potenziellen
Interessenten wie Thomas Cook und der British-Airways-Mutter IAG
aufgenommen, sagte Kebekus. «IAG teilte Air Berlin schriftlich mit,
dass sie kein Kaufinteresse mehr an der Niki hat.» Auch von Thomas
Cook sei kein passendes Angebot unterbreitet worden. «Die Kommission
wusste also, dass es gar keine Alternative zum Verkauf der Niki an
die Lufthansa gab», sagte Kebekus. Er warf der Kommission vor, sie
erreiche mit dem «unkontrollierten Zusammenbruch» der Airline «das
genaue Gegenteil dessen, was sie beabsichtigt».

Kebekus betonte, dass eine vollständige Rückzahlung des KfW-Kredits
in Höhe von 150 Millionen Euro «unwahrscheinlicher geworden» sei.
Ähnlich hatte sich zuvor in Berlin auch der deutsche
Regierungssprecher Steffen Seibert geäußert.

Die Lufthansa hatte als Grund für den Rückzug angegeben, dass eine
schnelle Freigabe des Erwerbs durch die EU-Kommission nicht zu
erwarten sei. Der im Oktober geschlossene Kaufvertrag könne nicht
vollzogen werden. Air Berlin ist seit August insolvent und hat den
eigenen Flugbetrieb Ende Oktober eingestellt.

«Die Flüge der Niki werden mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. Weitere
Flüge der Niki sind nicht mehr buchbar. Der Flugplan der Niki
verliert seine Gültigkeit», teilte die Airline weiter mit.

Die EU-Wettbewerbshüter bedauerten die neue Unsicherheit um Niki.
«Zumal dies nicht das einzig mögliche Resultat seit Beginn des
Verkaufsprozesses war», sagte ein Sprecher der EU-Kommission in
Brüssel. Es sei von Beginn an klar gewesen, dass es auf vielen
Strecken zwischen Lufthansa und Air Berlin Überschneidungen gegeben
habe, mit Risiken für Verbraucher in Deutschland, Österreich und der
Schweiz. «Aufgabe der EU-Kommission ist es, ihr präsentierte
Transaktionen zu beurteilen. Wir müssen sicherstellen, dass
Konsumenten durch Zusammenschlüsse nicht schlechter gestellt werden.»

Am Erwerb der anderen Air-Berlin-Tochter LG Walter will die Lufthansa
hingegen festhalten. Dieser Kauf steht ebenfalls noch unter dem
Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung der EU-Kommission. Die
Prüffrist läuft bis 21. Dezember. Für Niki und LG Walter hatte die
Lufthansa 210 Millionen Euro geboten.

Air-Berlin-Sachwalter Flöther prüft nach Informationen von «B.Z.» u
nd
«Bild»-Zeitung, den ehemaligen Großaktionär Etihad für die Pleite

haftbar zu machen. Die arabische Fluglinie habe Air Berlin Ende April
schriftlich versichert, sie wolle sicherstellen, dass die Airline
ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann. Dennoch hatte
Etihad Mitte August die versprochenen Zahlungen eingestellt -
daraufhin stellte Air Berlin einen Insolvenzantrag.