Erster Zwischenfall im Adria-Grenzstreit verläuft glimpflich

30.12.2017 15:11

Die EU- und NATO-Länder Slowenien und Kroatien fahren im Streit um
ihre Seegrenze Polizeiboote auf. Auch wenn diese Konfrontation ohne
Folgen bleibt, sind neue Konflikte vorprogrammiert.

Piran (dpa) - Im Grenzstreit zwischen Slowenien und Kroatien hat es
in der Bucht von Piran an der nördlichen Adria eine erste
Konfrontation gegeben, die jedoch glimpflich verlaufen ist. Drei
kroatische Fischerboote seien am Samstag unter Polizeischutz in die
von Slowenien beanspruchte Seezone gefahren, um ihre am Vortag
ausgeworfenen Netze wieder einzuholen, bestätigten beide Seiten. Ein
slowenisches Polizeiboot habe sich genähert, sei aber nicht
eingeschritten. Da beide Seiten ihre unvereinbaren Positionen
nochmals bestätigten, sind neue Zwischenfälle in den kommenden Tagen
wahrscheinlich.

Slowenien hatte am Samstag nach einem entsprechenden internationalen
Schiedsurteil die Seegrenze in der Piran-Bucht auf der Halbinsel
Istrien neu gezogen. Rund 80 Prozent der Bucht sowie ein 4,6
Kilometer breiter Korridor zur offenen See gehören jetzt zum
slowenischen Hoheitsgebiet. Kroatien erkennt den Schiedsspruch nicht
an und sieht die Grenze in der Mitte der Meeresbucht.

Slowenien habe sein neues Seegebiet «vollständig unter Kontrolle»,
berichtete Innenstaatssekretär Bostjan Sefic am Samstag in der
Hafenstadt Koper. Sollten erneut kroatische Fischerboote in den
slowenischen Teil der Bucht eindringen, würden Strafen verhängt,
sagte Sefic ohne näheren Angaben. Auf der anderen Seite betonte der
örtliche kroatische Polizeichef Loris Kozlevac, seine Beamten
kontrollierten wie bisher die von seinem Land beanspruchten Teile der
Bucht.

Das prominente Zagreber Nachrichtenportal «Index» warnte, Kroatien
werde in diesem «für die ganze Welt lächerlichen und unverständlich
en
Streit» große Nachteile erleiden. Slowenien werde den Beitritt
Kroatiens zum visafreien Schengen-Raum blockieren und so dem
Tourismus des Adrialandes schweren Schaden zufügen. Gleichzeitig
werde Ljubljana Zagreb vor internationalen Gerichten verklagen.
Kroatien werde über lange Zeit mit sehr negativen Berichten der
internationalen Medien leben müssen und das «wegen ein paar Dutzend
Fischerbooten», die für Kroatien «wirtschaftlich ohne Bedeutung
sind». Zudem könne die EU die Fischer entschädigen, die sich wegen
der neuen Seegrenze eine andere Arbeit suchen müssten.