Türkische Kriegsschiffe blockieren Gasbohrschiff: EU mahnt Ankara

12.02.2018 19:34

Vor der Mittelmeerinsel Zypern verhindert das türkische Militär den
Einsatz eines italienischen Gasbohrschiffs. Jetzt schaltet sich die
EU ein.

Brüssel (dpa) - Die EU hat die Türkei aufgefordert, die seit Freitag
mit Kriegsschiffen durchgesetzte Blockade von Erdgaserkundungen vor
Zypern aufzugeben. EU-Ratspräsident Donald Tusk rief die Regierung in
Ankara am Montag dazu auf, die territoriale Souveränität Zyperns zu
respektieren. Es gelte von Bedrohungen und jeglichen anderen
Handlungen Abstand zu nehmen, die eine gute Nachbarschaft schädigten,
erklärte er am Abend nach einem Telefonat mit Zyperns Präsident Nikos
Anastasiades.

Zuvor hatte bereits eine Sprecherin von EU-Kommissionschef
Jean-Claude Juncker deutliche Kritik an der türkischen Blockade
geübt. Auch sie forderte Ankara auf, die Souveränität von EU-Staaten

über deren Hoheitsgewässer und deren Luftraum zu respektieren.

Nach Angaben aus griechisch-zyprischen Regierungskreisen hinderten
zuletzt sechs türkische Kriegsschiffe ein vom italienischen
Energieunternehmen ENI gemietetes Gasbohrschiff daran, ein
Erforschungsgebiet südöstlich der Hafenstadt Larnaka zu erreichen.
Die Blockade dauere mittlerweile seit Freitagabend an, hieß es am
Montag.

Bohrungen nach Erdgas ohne Zustimmung der türkischen Zyprer
missachteten deren Rechte, hieß es aus der Türkei. Das Athener
Außenministerium erklärte am Montag, das Verhalten Ankaras sei nicht
im Einklang mit der Haltung eines Landes, das EU-Mitglied werden
wolle. Ankara verletze internationales Recht.

Nach einem griechischen Putsch und einer türkischen
Militärintervention ist Zypern seit 1974 geteilt. Im Norden gibt es
die nur von der Türkei anerkannte Türkische Republik Nordzypern. Die
Republik Zypern, deren Regierung den Südteil lenkt, ist seit 2004
EU-Mitglied. Sie wird von der Türkei nicht anerkannt. Gespräche zur
Überwindung der Teilung Zyperns waren im Juli 2017 gescheitert.