Sexskandal: Oxfam-Vizechefin in Großbritannien tritt zurück

12.02.2018 18:09

Katastrophenhelfer haben in der Karibik und in Afrika Sexorgien
veranstaltet. Jahre später kommt es zu einer personellen Konsequenz.

Oxford/Brüssel (dpa) - Nach Berichten über Sexpartys mit
Prostituierten in Haiti und im Tschad ist die britische Vizechefin
der Hilfsorganisation Oxfam, Penny Lawrence, zurückgetreten. Sie
übernehme die «volle Verantwortung» für das Verhalten von
Mitarbeitern in diesen Ländern, auf das nicht angemessen reagiert
worden sei. Sie schäme sich, teilte Lawrence am Montag mit.

Als Lawrence 2006 zu der Organisation in Großbritannien stieß, war
sie als Programmdirektorin für Teams in Dutzenden Ländern zuständig.

Oxfam ist ein internationaler Verbund von Hilfs- und
Entwicklungsorganisationen mit Sitz in Oxford. Ob Spendengelder für
die Partys genutzt wurden, war zunächst nicht bekannt.

Am Freitag hatte die britische Zeitung «The Times» berichtet,
Oxfam-Mitarbeiter hätten während ihres Einsatzes nach dem Erdbeben in
Haiti im Jahr 2010 Sexorgien mit Prostituierten veranstaltet. Dem
Artikel zufolge, der sich auf einen Oxfam-Untersuchungsbericht von
2011 berief, sollen die Partys in einer von der Organisation
gemieteten Villa stattgefunden haben.

Am Sonntag schrieb das britische Wochenblatt «The Observer», im
Tschad seien 2006 wiederholt mutmaßliche Prostituierte in das Haus
des Oxfam-Teams eingeladen worden. Ein leitender Mitarbeiter sei
damals wegen seines Verhaltens entlassen worden.

Kurz vor dem Rücktritt von Lawrence hatte die Europäische Kommission
damit gedroht, ihre Mittel für Oxfam zu streichen. Man erwarte, dass
die Anschuldigungen so schnell und transparent wie möglich
aufgearbeitet werden, sagte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde.
Falls ein Partner den «hohen ethischen Standards» der EU nicht
genüge, sei man dazu bereit, die Hilfe zu beenden. Brüssel habe die
Arbeit von Oxfam in Haiti 2011 mit 1,7 Millionen Euro unterstützt.