EU-Wettbewerbshüter haben Bedenken wegen Linde-Praxair-Fusion

16.02.2018 12:22

Brüssel (dpa) - Die EU-Wettbewerbshüter nehmen die geplante Fusion
zwischen dem Industriegasekonzern Linde und dem US-Konkurrenten
Praxair ins Visier. Eine vertiefte Prüfung des Zusammenschlusses
werde eingeleitet, teilte die EU-Kommission am Freitag in Brüssel
mit. Es gebe Bedenken, dass der Wettbewerb auf dem Markt für mehrere
wichtige Gase, darunter Sauerstoff und Helium, beeinträchtigt werden
könne.

«Gase wie Sauerstoff und Helium kommen bei der Herstellung einer
Vielzahl von Produkten, die wir tagtäglich verwenden, zum Einsatz.
Die Hersteller beziehen diese Gase von einer geringen Zahl von
Anbietern», sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Die
beiden Unternehmen liefern etwa medizinischen Sauerstoff, mit dem
Krankenhäuser und Pflegeheime versorgt werden.

«Deshalb werden wir sorgfältig prüfen, ob der geplante
Zusammenschluss der Gasanbieter Praxair und Linde für die
europäischen Verbraucher und Unternehmen zu höheren Preisen oder
einer geringeren Auswahl führen würde», sagte Vestager weiter.

Die EU-Wettbewerbshüter haben nun 90 Arbeitstage - also bis zum 4.
Juli - Zeit, das Vorhaben zu durchleuchten. Bedenken gebe es unter
anderem, dass einschließlich der beiden Unternehmen nur die vier
größten Konzerne in der Branche den für die Wettbewerbsfähigkeit
erforderlichen weltweiten Zugang zu Heliumquellen hätten.

Linde und Praxair hatten ihren Zusammenschluss im vergangenen Sommer
vereinbart. Der neue Konzern soll zum Weltmarktführer für
Industriegase mit 66 Milliarden Euro Börsenwert, 80 000 Mitarbeitern
und 27 Milliarden Euro Umsatz werden. Er soll aus den USA heraus
geführt werden. Die IG Metall befürchtet den Verlust von
Arbeitsplätzen und Mitbestimmungsrechten. Bei zu hohen Auflagen der
Kartellbehörden haben sich Linde und Praxair einen Rückzieher
vorbehalten.