Immer noch viele Kinder ohne Schutz vor Masern

19.04.2018 16:02

Die Masern-Impfquoten sind zwar höher geworden, reichen aber noch
nicht aus. Was tun? Es gibt mehrere Vorschläge.

Köln/Straßburg (dpa) - In Deutschland werden weiterhin zu wenige
Kinder gegen Masern geimpft. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts
(RKI) haben 2016 zwar erstmals alle Bundesländer bei der ersten
Masernimpfung die benötigte Quote von 95 Prozent erreicht. Bei der
entscheidenden zweiten Impfung sei sie aber bei Kindern bis zum
Schulanfang nur geringfügig auf 92,9 Prozent gestiegen. Zwei Jahre
alte Kinder des Geburtsjahrgangs 2014 seien sogar nur zu 73,9 Prozent
zweimal geimpft gewesen.

Für 2017 registrierte das Robert Koch-Institut (RKI) 929
Masernerkrankungen, fast dreimal so viele wie im Vorjahr. Allerdings
schwanken die Zahlen von Jahr zu Jahr stark. In den ersten zwölf
Wochen des laufenden Jahres seien 92 Fälle gemeldet worden,
berichtete das RKI anlässlich der Europäischen Impfwoche, die am
Montag beginnt.

Angesichts wachsender Impfskepsis in mehreren EU-Ländern schlägt auch
das Europaparlament Alarm. Im Zeitraum 2008 bis 2015 gab es demnach
in Europa 215 000 Krankheitsfälle, die durch eine Spritze vermieden
worden wären - Grippe ist da noch nicht mitgezählt. Das Vertrauen der
Menschen in Impfstoffe müsse gefördert werden, heißt es in einem
Beschluss, den die Abgeordneten am Donnerstag verabschiedeten.

Weltweit verhindern Impfungen nach EU-Angaben jährlich rund 2,5
Millionen Todesfälle. Doch die Impfraten in Europa seien zu niedrig.
Gegen die saisonale Grippe beispielsweise sind nach offiziellen
Angaben in den meisten EU-Ländern weniger als die vorgesehenen 75
Prozent der älteren Menschen geimpft. An Masern starben seit Anfang
2016 in der EU mindestens 57 Menschen.

«Das ist eine Tragödie», teilte die CDU-Europaabgeordnete Renate
Sommer mit. Die Zahl der Maserninfektionen in Europa habe sich im
Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht: auf 15 000 Fälle.
Allerdings schwankt auch diese Zahl jährlich. Der CDU-Abgeordnete
Peter Liese erklärte: «Leider sind über die Impfungen zu viele Fake

News im Umlauf und die Menschen vermeiden Impfungen im Glauben, das
sie gefährliche Nebenwirkungen haben.»

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) forderte für Deutschland
eine bessere Kooperation bei der Masernimpfung. «Ärzteschaft,
Schulen, Kitas, Betriebe, Behörden und natürlich die Eltern müssen
noch besser zusammenarbeiten», sagte Spahn laut einer Mitteilung von
Bundesgesundheitsministerium, RKI und Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung (BZgA). «Es ist verantwortungslos, Kinder
nicht gegen Masern impfen zu lassen oder eigene Impflücken
hinzunehmen.»

Masern gehen zunächst mit grippeähnlichen Symptomen und später einem

charakteristischen Hautausschlag einher. Die Infektion schwächt das
Immunsystem und kann in sehr seltenen Fällen tödlich enden.
Gefährlich sind Masern vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern.