Albaniens Regierungschef fordert klare EU-Aufnahmeperspektive

21.04.2018 01:05

Berlin (dpa) - Der albanische Ministerpräsident Edi Rama hat an die
Politiker in Deutschland appelliert, einer Aufnahme von
EU-Beitrittsverhandlungen mit seinem Land keine Steine in den Weg zu
legen. «Es gibt eine klare Sorge, dass Individuen und Kräfte in der
EU Dinge vermischen wollen, die nicht vermischt werden sollten»,
sagte er der «Süddeutschen Zeitung» (Samstag). Bundeskanzlerin Angela

Merkel (CDU) halte er für eine Unterstützerin. Er wisse aber, «dass
es Abgeordnete gibt, die überzeugt werden müssen auf Grundlage von
Fakten und Ergebnissen».

Die EU-Kommission hatte am Dienstag die Aufnahme von
Beitrittsverhandlungen mit den Balkanländern Albanien und Mazedonien
empfohlen. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini erklärte den
Schritt am Dienstag mit den jüngsten Reformfortschritten beider
Länder. EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn sprach von
grundsätzlich vielversprechenden Entwicklungen. Die endgültige
Entscheidung über die Aufnahme der Beitrittsverhandlungen treffen die
Mitgliedstaaten.

«Wir klopfen nicht an die Tür der EU, um gleich morgen Mitglied zu
werden. Wir wollen uns nur endlich an den Verhandlungstisch setzen»,
sagte Rama. Zugleich warnte er vor Enttäuschung in seinem Land. «Die
Empfehlung der Kommission ist kein Geschenk, kein Almosen. Sie fußt
auf unseren Leistungen», sagte Rama. Würden diese nun nicht
gewürdigt, müssten die Menschen in Albanien das als unfair empfinden.
«Wenn die EU-Perspektive getrübt wird und kurzsichtige Politik über
langfristige Strategie siegt, werden die Menschen weggehen wollen»,
warnte er. Die Zahl ungerechtfertigter Asylanträge von Menschen aus
der Region könne dann wieder steigen.